Magotho – am Khwai River

Nachdem wir das CKGR verlassen hatten, führte uns der Weg zunächst nach Maun. Dort liessen wir bei Toyota unseren Service durchführen. Es freute uns, dass der beste Mechaniker, den wir in Afrika erlebt hatten, noch immer bei der Firma beschäftigt ist. Er arbeitet nun in der Niederlassung in Kasane. Wir übernachteten zwei Nächte im Audi Camp, stockten unsere Vorräte auf und fuhren gut vorbereitet in Richtung Moremi und Khwai. Die Zufahrt erfolgt über eine breite Piste, die sich nach einer Weile teilt und die Fahrt bis in den Chobe National Park ermöglicht. Unser Ziel lautete Magotho, das Khwai Community Camp, das direkt am Fluss Khwai gelegen ist und über ein eigenes Gebiet verfügt, das eingebettet zwischen Moremi und Chobe liegt.

Das Khwai Community Camp

Die Zufahrt ist etwas verwirrend. Folgt man der Beschilderung nach Moremi, so muss man, um das Camp zu erreichen, das Moremi Game Reserve als Transitgast von Süd nach Nord durchqueren. In der Regenzeit ist dies mit mehreren tiefen Wasserdurchfahrten verbunden. Wir haben darauf, mit Rücksicht auf Sonjas Haltung zu Wasserdurchfahrten, verzichtet. Zudem konnten wir die erheblichen Eintrittsgebühren sparen. Stattdessen folgten wir der Piste in Richtung Chobe und erreichten nach etwa 125 gefahrenen Kilometern das Gebiet des Khwai Development Trust. Diese Fahrt war für Sonja Herausforderung genug, denn durch die vorherigen drei Tage, mit teils schweren Gewittern, hatten wir eine Menge überflutete und matschige Passagen zu überwinden. Problematisch war allerdings keine davon und so erreichten wir das Camp ohne Vorkommnisse.

Schön war es am Khwai – und ruhig

Das Camp war sehr weitläufig angelegt. Die neueren Campsites verfügten über gemauerte Braai-Stationen und betonierte Plattformen für Lagerfeuer. Die älteren hatten keinerlei Einrichtungen und waren nur durch gemähtes Gras erkennbar. Sie lagen dafür teils hervorragend und boten eine weitläufige, grosszügige Aussicht. Das war genau unser Ding und so entschieden wir uns für die alte Campsite Nr. 2. Der einzige Nachteil bestand darin, dass sie sehr nah an den Ablutions lag und wir dadurch gelegentlich Besuch von anderen Gästen hatten. Positiv war neben der erwähnten weitläufigen Aussicht auch die Nähe zum Fluss. Am nächsten Morgen passierte nichts. Wir standen um 04:00 Uhr auf und waren um 05:30 Uhr, mit Beginn der Dämmerung, abfahrbereit. Es war sehr ruhig. Obwohl wir grosse Teile des Gebietes erkundeten, zeigten sich wenige Tiere. Neben Gnus und Zebras waren das überwiegend Impalas und einige wenige Elefantenbullen. Was Katzen betraf, so konnten wir sehr viele Spuren bestimmen, aber die Verursacher derselben zeigten sich nicht.

Unsere ersten Juvenilen Tawny Eagle

Am Nachmittag kamen wir in den Genuss, zwei juvenile Tawny Eagle über einige Zeit zu beobachten. Das war unser Highlight des Game-Drives am Nachmittag. Katzen zeigten sich erneut keine. Dann allerdings gab es erste Anzeichen. Als wir ins Camp zurückkehrten, hörten wir einen Löwen in grosser Distanz brüllen – das war um etwa 18:30 Uhr. Plötzlich trauten wir unseren Ohren nicht, denn in recht naher Distanz brüllte ein weiterer Löwe. Wir konnten die Richtung sehr klar ausmachen und schätzten die Distanz auf weniger als zwei Kilometer. Nach unserer Einschätzung musste sich dieser Löwe auf unserer Flussseite aufhalten. Für uns war klar, dass wir am nächsten Morgen wieder um 04:00 Uhr aufstehen wollten – der frühe Vogel fängt den Wurm.

Hat jemand Löwen gesehen?

Wie besprochen, klingelte um 04:00 Uhr der Wecker. Um 04:20 Uhr sassen wir im Dunkel der Nacht neben dem Auto und tranken unseren ersten Kaffee und Tee. Gegen 05:00 Uhr passierte es dann: Ein Brüllen durchdrang die Nacht und es war so laut, dass wir dachten, der Löwe liegt 5 Meter neben dem Auto. Wir schauten uns an und ein breites Lächeln war auf unseren Gesichtern zu erkennen. Der Herzschlag nahm zu und der Körper wurde von einem Kribbeln durchzogen. Guido trank einen schnellen zweiten Kaffee, besuchte noch das WC und dann waren wir auch schon abfahrbereit. Wir fuhren an Campsite 1 vorbei, sahen die dortigen sechs südafrikanischen Camper neben ihren Autos stehend die Umgebung absuchen, und keine 300 Meter weiter war es schon so weit und eine Löwin lag neben der Strasse im Gras. Als wir in der Dämmerung ankamen, brüllte sie erneut. 

Das Geräusch ist derart fantastisch, dass es uns nicht gelingt es in Worte zu verpacken. Jeder Milliliter Flüssigkeit in deinem Körper beginnt zu schwingen und geht in Resonanz mit diesem unglaublichen Geräusch. Du spürst diese gewaltige Kraft von der Fussspitze bis zum Scheitel. Dies war das zweite Mal, dass wir das unmittelbar neben uns erleben durften. Das erste Mal war ein gewaltiges Löwenmännchen, wenige Meter neben unserem Game Vehicle, in Sabi Sands, Südafrika 2013. Daran sieht man, dass dies nicht so häufig geschieht und nur als Glücksfall bezeichnet werden kann. 

Wir bleiben

Weil wir direkt bei der Sichtung den Motor abgestellt hatten, wussten die Bewohner von Campsite 1, dass wir erfolgreich waren.  Nach etwa 10 Minuten sahen wir Autolichter im Rückspiegel. Derweil entdeckten wir auf dem Weg in einiger Entfernung zwei Löwenmännchen. Diese lagen relaxt auf der Strasse. Das liessen wir uns nicht entgehen und fuhren ihnen langsam entgegen. Als die Löwin aufbrach und sich zu ihnen gesellte, kam Bewegung in die Sache. Wir folgten dem Trio, das gemütlich die Strasse hinablief und sich in Richtung Fluss bewegte. Als die Gelegenheit günstig war, überholten wir sie und nahmen einen Winkel ein, der es uns ermöglichte, sie in dem mittlerweile schönen Morgenlicht zu beobachten und selbstverständlich zu fotografieren.

Für Guido war es ein Glückstag. Er wünschte sich schon sehr lange, Löwen im hohen Gras im Morgenlicht fotografieren zu können. Er konnte gar nicht genug bekommen. Zwei solch prächtige Kater waren ein absoluter Glücksfall. Während die Camper von Campsite 1 nach wenigen Minuten wieder abzogen, blieben wir für etwa 70 Minuten bei den drei Grosskatzen und genossen die Szenerie.

You never know, what you get. Wir können es nicht oft genug wiederholen! Das frühe Aufstehen lohnte sich am Ende des Tages immer!

Wir lieben die Regenzeit

Die Regenzeit kann viel Frust bereithalten. Du erlebst mehr Game-Drives ohne Sichtungen als mit. Das hat vielfältige Gründe. Da ist der sehr dichte Busch und das hohe Gras, was Sichtungen deutlich erschwert. Dazu hat es viele natürliche Wasserstellen und Pfützen allenthalben, sodass die Tiere nicht zu den Wasserstellen kommen müssen. Damit einhergehend ziehen sich einige der Spezies zurück – bspw. Elefantenherden und Büffel. Das kann Einfluss haben auf die Anzahl der Katzen in der Region.

Dennoch lieben wir diese Zeit, denn es herrscht Fülle, wohin das Auge blickt. Die Natur ist satt grün, die Pflanzen und Gräser spriessen. Die Tiere haben vielfach Nachwuchs, was dem Leben entspricht. Dazu ist der Tourismus reduziert und es ist an beliebten Plätzen sehr viel ruhiger. Wir bekommen immer einen Platz – ohne Reservierung. Wir verliessen Magotho mit einem Lächeln im Gesicht nach der dritten Nacht – die Löwen hatten wir nicht mehr gesehen.

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