13.000 km in Europa – der Versuch eines Fazits

Wir hatten während unserer Zeit in Südosteuropa einige erhellende Momente, die wir mit dir teilen möchten. Unser Leben, das im südlichen und östlichen Afrika förmlich «wie auf Schienen» verlief, hakte an der einen oder anderen Stelle in Europa. Wir stellten doch recht schnell fest, dass der Land Cruiser nur bedingt ein tolles Reiseauto für Europa ist. Es ist und bleibt ein Reisefahrzeug für neutrales bis schönes Wetter. Wir erlebten überwiegend Regen. Für diese Zustände ist ein Kastenwagen geeigneter. Er bietet einfach mehr Komfort. Wir sehen das natürlich im Vergleich mit unseren mittlerweile etwa 80.000 Afrika-Kilometern. Da ist der Cruiser unserer Ansicht nach unschlagbar. Es gibt wenige Regionen, wo du nicht (risikolos) hinreisen kannst und der Komfort passt, da das Leben sich überwiegend im Freien abspielt. 

Mannis Schicksal

Apropos Schiene –  kurz vor unserer Abreise erhielten wir eine Nachricht von einem Bekannten aus der Reiseszene. Er hatte unseren Namen weitergegeben, da ein junger Schweizer verzweifelt einen Land Cruiser suchte. Er wüsste ja nicht, ob wir verkaufen wollten, aber hat einfach mal den Kontakt hergestellt. Wie bitte? Manni verkaufen? Geht’s noch? Hmmm… Andererseits: wird das Auto besser, wenn es 11 Monate im Jahr in der Scheune steht und nicht bewegt wird? 

Wir trafen uns mit dem sehr sympathischen jungen Mann und auf einmal stand wirklich im Raum, dass wir Manni verkaufen würden. Wir nannten unsere Schmerzgrenze, gingen auseinander und das war es. Der Deal lautete: für den Preis kannst du Manni kaufen (haben wir das echt gesagt?). Wenn du nicht willst, ist es auch ok und Manni wartet in der Scheune auf unsere Rückkehr. 

Südosteuropa

Während unserer gesamten Reise begegneten uns die Menschen in absolut allen Ländern sehr freundlich und sympathisch. Die extremen Mautgebühren überraschten uns schon. Die Autobahnmaut je Land ist zigfach höher als die Jahresgebühr in der Schweiz, weshalb wir beschlossen haben, ein allgemeines Gejammer über die Schweizer Autobahngebühren nicht mehr ernst zu nehmen. Wir lachen betroffene Personen in Zukunft einfach aus und fordern sie auf, doch einmal nach Italien, Kroatien, Griechenland oder Frankreich zu fahren. In den genannten Ländern kommst du für die Jahresgebühr der Schweiz maximal 100 km weit – one way. 

Südosteuropa war teuer. So möchten wir das schon formulieren. Wir haben im Mittel ungefähr so viel monatlich ausgegeben wie in Botswana oder Simbabwe – allerdings ohne die Höhepunkte der Nationalparks und die entsprechenden Tiere. Albanien ist DIE Ausnahme. Nachdem Kroatien sich durch die neuen, nur noch als gierig zu bezeichnenden Preisstrukturen (unserer Ansicht nach) selbst ins Abseits manövriert, bietet Albanien, als «positiver Ausreisser», sehr viel fürs Geld.

Südosteuropa und der Umgang mit Tieren

Nun, hier sprechen wir unseren wundsten Punkt an. Wir können nicht akzeptieren, wie Südeuropäer und Südosteuropäer mit Tieren umgehen. Es ist schlicht inakzeptabel. Dabei ist es völlig egal, ob es sich dabei um Kroatien, Albanien und Griechenland oder Ungarn und Rumänien handelt. Tote Hunde am Strassenrand, eine Flut von Hilfe suchenden Katzen auf dem Campingplatz oder im Restaurant sind abturnend. Der sympathische Hermann in der Villa Hermani in Rumänien hat gelacht und uns ein „Es ist, wie es ist“ mit auf den Weg gegeben. Ja, das ist so – es ist, wie es ist. Dennoch sind wir nicht einverstanden und es ist ein flächendeckendes Problem. Es benötigt wahrscheinlich noch einmal 10 Jahre, um in dieser Frage auf ein für uns akzeptables und zufriedenstellendes Niveau zu kommen. 

Was wurde indessen aus Manni?

Pünktlich zum Ablauf der Frist hat der sympathische junge Schweizer zugesagt und Manni gekauft. Es war ein wirklich komisches Gefühl, denn als wir ihn gekauft hatten, war unsere Absicht, ihn «für immer» zu behalten. Wir haben eingesehen, dass es verschwenderisch ist, zwei Land Cruiser zu besitzen und haben uns deshalb von demjenigen getrennt, den wir aufgrund der Gegebenheiten weniger vermissen würden. Ende Februar lag uns auch ein Angebot für den Donkey vor. Wir hätten mehr Geld erhalten, als wir für ihn bezahlt hatten (trotz 10 Reisemonaten) und es war für uns keine Frage, die Offerte abzulehnen.

Fazit

Die Reise war für uns hilfreich. Wir haben in aller Ruhe gelernt, dass uns Europa zu eng ist. Vieles ist verboten, wenig ist erlaubt, manches bewegt sich in der Grauzone. Es gibt wirklich wunderschöne Ecken, die wir gesehen haben. Hat es sich gelohnt, den Rest dafür auf sich zu nehmen? Wir meinen nein, und reisen nun lieber weiter in Afrika. Hier haben wir wesentlich mehr Freiheiten, weniger Regularien und immer die Möglichkeit, eine Lösung zu erarbeiten – was das Problem auch immer sein mag. Afrika erscheint uns heute wie Europa vor 30 Jahren. Well done – bis Afrika das Level des heutigen Europa erreicht hat, sind wir alt und grau. Bis dahin geniessen wir lieber die Freiheit des schwarzen Kontinents.

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