Wir erkunden Kreta (1 von 2)

Nasse Begrüssung auf Kreta

Kurz nach halb sieben Uhr morgens betraten wir kretischen Boden. Heraklion empfing uns mit einer dichten Wolkendecke und Regen. Kreta empfing uns standesgemäß! Anstatt die Insel in Richtung Westen zu erkunden, fuhren wir zuerst über Agios Nikolaos nach Ierapetra und Koutsounari, um Ariane, Sonjas Cousine, vor ihrem Abflug in die Schweiz – zwei Tage nach unserer Ankunft – zu treffen. In Ierapetra hielten wir in einem netten Café mit angeschlossener Konditorei und gönnten uns ein ausgiebiges Frühstück. Wir hatten alle Zeit der Welt, denn es war Sonntagmorgen, wir waren bereits um 8.30 Uhr im Café und die Fahrt nach Koutsounari dauert von dort nicht mehr als 15 Minuten.

Wir lassen uns im Alatsi verwöhnen

Gegen 11.00 Uhr erreichten wir den weit und breit einzigen Campingplatz in Koutsounari und checkten ein. Der Platz liegt direkt gegenüber dem Kiesstrand Long Beach in Koutsounari und bietet windgeschützte Boxen als Stellplätze an. Diese sind oft etwas klein, aber es gibt genügend große Boxen mit erweiterter Fläche. Mit Ariane verabreden wir uns zum späten Mittagessen im Alatsi, dem besten Restaurant am Platz. Das Alatsi liegt direkt am Strand und verwöhnt seine Gäste neben der klassischen kretischen Küche gerne mit frischem Fisch, Meeresfrüchten etc. pp. Wir genossen die Zeit mit Ariane und dem guten Essen und verbrachten sagenhafte drei Stunden im Restaurant. Schließlich gab es viel zu erzählen und nebenbei wollten die leckeren Speisen auch gegessen werden!

Auf in den Südwesten Kretas

Wir verabredeten uns mit Ariane, in etwa vier Wochen, am Ende der Rundreise, wieder nach Koutsounari zu kommen, um sie noch einmal zu besuchen. Gespannt machten wir uns auf den Weg entlang der Küste in Richtung Südwesten. Kreta ist eine vegetativ wilde Insel und bietet neben einer schroffen Küstenlinie und wunderschönen Buchten mit kristallklarem Wasser als Kontrast eine Berglandschaft im Inselinneren.  Größere ebene Flächen sucht man vergeblich. Unser erstes Ziel war Lentas, eine kleine Gemeinde im Süden, die in unmittelbarer Nähe einen Strand bietet, an dem das Zelten geduldet wird. Dort verbrachten wir vier Tage und Nächte und lernten einige Menschen kennen. 

Menschen und ihre Geschichten 

Zum Beispiel Janne, der Schwede, der vor mehr als 8 Jahren mit seiner Frau an diesen Strand kam und beschloss, dort zu leben und zu sterben. Sie blieben einfach dort, bauten sich eine Hütte am Strand und alles in allem blieb er dort, bis wir kamen. Seine Frau war kurz nach ihrer Ankunft am Strand, bei einem Heimatbesuch in Schweden mit dem Fahrrad verunglückt und gestorben. Er kehrte alleine nach Kreta zurück und blieb bis zu diesem Sommer. Als wir ihn kennenlernten, musste er die Insel verlassen, da er sehr krank war. Sehr sympathisch waren auch Evi und Günther, zwei Deutsche, die seit 38 Jahren für jeweils sechs Wochen an genau diesen Strand kommen und dort ihren Urlaub verbringen. Kreta scheint die Menschen genauso zu faszinieren wie uns das südliche Afrika.

Der Wind zwingt uns weiterzuziehen

Wind ist auf Kreta ein Problem. Je nach Region können sehr starke Böen auftreten, die einen zur Verzweiflung bringen können. Ein solcher Wind war angesagt, und da wir Manni, unseren Land Cruiser, nicht wenden konnten, um ihn in den Wind zu stellen, weil das Gefälle zu gross war, beschlossen wir kurzerhand, weiterzufahren. Die Dichte an Campingplätzen ist im Süden und Südwesten nicht allzu hoch, aber wir hatten das Bedürfnis, nach vier Tagen freiem Stehen wieder einmal die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes genießen zu können. In Agia Galini entdeckten wir das Schild mit dem vielversprechenden Namen No Problem. Sonja war skeptisch, aber Guido bestand darauf, sich den Platz anzusehen. Am Ende des Tages war es ein Volltreffer. Der Platz war sehr schön angelegt und absolut sauber. Außerdem hatte er, wie wir später herausfanden, mit der platzeigenen Taverne Kipos eines der besten Restaurants der Region zu bieten.

Frischer Fisch und ein Brautpaar

Drei Restaurantbesuche und sechs Tage später machten wir uns wieder auf den Weg nach Westen. Wir kamen bis kurz vor Agios Pavlos und fanden dort einen kleinen, eher unbekannten Strand namens Pebble Beach, der hauptsächlich von den Mietern der umliegenden Villen genutzt wurde und sehr versteckt lag. Die Zufahrt über Stock und Stein war für uns kein Problem und so parkten wir Manni direkt am Strand auf einer kleinen Anhöhe. Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Wir beobachteten zwei Harpunenfischer, die mit ihrem Fang aus dem Meer an den Strand kamen. 

Sonja ging hin und ich bemerkte eine weitere Frau in der kleinen Gruppe. Schließlich kauften wir am Strand zwei Feuerfische (natürlich mit entfernten Stacheln) und wurden von Tanja und Thomas, einem deutschen Brautpaar in den Flitterwochen, auf ein Glas Wein eingeladen. Der erste Fisch wurde kurze Zeit später von uns  – mit Olivenöl, Pfeffer und Salz – gegrillt und mit Genuss verputzt. Am Abend nutzten wir unsere Außendusche, machten uns schick, nahmen die letzte Flasche guten Wein mit und besuchten Tanja und Thomas in ihrer Villa.

Wir stossen auf das Leben an

Was folgte, war ein wunderschöner Abend mit Menschen, mit denen wir bis dahin nur zwei Minuten gesprochen hatten. Es war, als wären wir beste Freunde und würden uns schon ewig kennen. Wir lachten viel, erzählten uns Geschichten aus unserem Leben und lernten uns besser kennen. Mitte August werden wir uns am Bodensee wiedersehen. Ist das nicht toll? Genau wegen solcher Erlebnisse lieben wir das Leben und haben an diesem Abend mehrmals darauf angestossen.

Nach oben scrollen