Wasserfälle auf dem Weg in den Norden

Sambia ist für seine Vielzahl von Wasserfällen bekannt. Es gibt ganze Reiseführer, die sich nur mit dem Besuch der vielen kleinen und grossen Wasserfälle beschäftigen. Sonja hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt und hat fünf Wasserfälle ausgesucht, die wir sehr gut mit unserer favorisierten Route zum South Luangwa National Park kombinieren konnten. Von Kasanka aus fuhren wir die Nebenstrecke weiter in Richtung Mansa. Der Norden übertraf definitiv alle negativen Erwartungen, die man an Strassenbau haben konnte. Wir hatten noch in keinem Land derartige Strassenbeläge vorgefunden. Geschmolzener Asphalt, der durch eine unendliche Anzahl an Trucks zu 30-40 cm hohen Wannen verformt wurde. Überholen wurde hier zum Sondererlebnis. Immerhin sorgten die Bedingungen dafür, dass uns zu keinem Zeitpunkt langweilig wurde. Es blieb am Ende nur noch der Humor, wenn wir eine von mehreren Zahlstationen erreichten, wo wir Geld für die Nutzung dieser herausragenden Infrastruktur zahlen durften.

Die Mumbuluma Falls bei Mansa

Wir erreichten die Mumbuluma Falls ohne Zwischenfälle. Ein kleines Hinweisschild führte uns auf eine Dirt Road, die mitten durch ein Dorf führte. Nach einer etwa 10-minütigen Fahrt erreichten wir den Parkplatz mit Rezeption in einer steinigen Umgebung. Die Campsite befand sich direkt neben der Rezeption. Wir richteten uns ein und besichtigten dann die Fälle, die in diesem Fall zweigeteilt waren. Es handelt sich um zwei Stufen, die durch ein grösseres Plateau voneinander getrennt wurden. Unterhalb der zweiten Stufe befand sich ein 7 Meter tiefer Pool, der es jedem der wollte ermöglichte, sich die etwa fünf Meter tiefe Stufe kreativ hinabzustürzen.

Bei Einheimischen war dieser Pool sehr beliebt! Als wir nach Abschluss der Besichtigung zu unserem Auto zurückkehrten, bemerkten wir eine Menschenansammlung an der Rezeption. Etwa 20 Erwachsene und  30 bis 40 Kinder hielten sich im Schatten der Rezeption auf. Wie wir später erfuhren, waren wir der Grund für die Versammlung. Das Dorf war ganz aufgeregt, dass Mzungus da waren und niemand wollte sich die Gelegenheit entgehen lassen, uns ganz genau anzuschauen und zu beobachten.

Eine Erfrischung am Morgen

Mangels einer Dusche ist es bei den Wasserfällen üblich, sich in den Pools an den Fällen zu reinigen. Guido nutzt bereits seit einigen Jahren mit den Duschbrocken passendes festes Duschgel. Es reduziert nicht nur Plastikmüll, sondern ist auch vollständig abbaubar und damit für die Nutzung in Gewässern geeignet. Die Erfrischung tat gut und so machten wir uns am Morgen ausgeschlafen, wach und frisch gereinigt auf den Weg, die nächste Etappe zu den Ntumbachushi Falls in Angriff zu nehmen. Mittlerweile waren die Strassenverhältnisse so schlecht, dass auf Teerstrasse selten mehr als 50 km je Stunde möglich waren. Die Fälle befinden sich im Kawambwa Distrikt und liegen etwa 250 km entfernt von der Provinzhauptstadt Mansa. Für uns bedeutete dies eine Anfahrt von ca. 4.5 Stunden. Streckenweise konnte man den Asphalt in der Mitte einer von Schlaglöchern übersäten Fläche nur noch erahnen. Es ist wirklich aberwitzig, dass Sambia für diese Zustände Nutzungsgebühren erhebt. 

Schlafen neben den Ntumbachushi Falls

Auch diese Wasserfälle waren nicht sonderlich auffällig angeschrieben. Als wir dem Feldweg eine Weile gefolgt waren, konnten wir sie bereits hören. Im Gegensatz zu den vorherigen Wasserfällen, bestanden diese aus mehreren schmalen Einheiten, die sich aus bis zu 30 Metern Höhe in ein breites natürliches Becken ergossen. Verschiedene Viewpoints ermöglichten uns, sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Eine wackelige Brücke führte über einen Fluss und wir konnten einen weiteren, kleineren Fall erkunden. Wir wählten einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum Wasserfall und hatten am Nachmittag noch Spass mit einer Gruppe Sambier, die zum Grillen hierher kamen.

Ebenso lernten wir einen Pastor und einen Reverend einer Freikirche kennen und hatten eine sehr ausführliche Unterhaltung mit den beiden. Der Ort ist zudem bei verliebten Paaren sehr beliebt und die Wasserfälle dienen als Hintergrund für Fotoshootings aller Art. Als wir alleine waren, genossen wir ein Lagerfeuer vor der Kulisse und gingen bald zufrieden schlafen. Das monotone Geräusch bescherte uns eine ruhige Nacht und am nächsten Morgen brachen wir zeitig auf, um unsere nächste Etappe zu meistern.

Die kleinen Victoriafälle

Unser nächstes Ziel lautete Lumangwe Falls. Diese Fälle befinden sich ebenfalls im Kawambwa District und werden die kleinen Victoriafälle genannt. Die Distanz von ca. 150 km versprach eine schnelle Anfahrt. Den Strassenzustand bei Überlegungen nicht einzubeziehen, rächt sich eigentlich immer. Wir schafften die Strecke in knapp 3.5 Stunden Fahrzeit und sind nicht getrödelt. Nun ist es so, dass wir bereits einige Regentage hinter uns hatten. In Sambia macht sich dies unmittelbar bemerkbar. Als wir unser Ziel erreichten, hatten wir alle Mühen vergessen. Dieser Wasserfall war ein echter Hammer.

Wir sahen nicht nur tatsächlich kleine Victoriafälle, sondern hatten auch ein grosses Grinsen im Gesicht, als wir feststellten, dass die Campsite sich auf der Ecke des Wasserfalls befand. Etwas Schöneres hätten wir uns hier nicht vorstellen können! Wir diskutierten mit dem Mitarbeiter noch, wo er das Feuer machen sollte, als ein Gewitter der Extraklasse losbrach. Es donnerte und blitzte aus allen Rohren. Nur der Regen blieb aus und so genossen wir die bizarre Situation, am Rande des Wasserfalls am Lagerfeuer zu sitzen und auf der anderen Seite der Fälle Blitze zu beobachten, ohne dass es bei uns regnete. Tatsächlich waren in diesen Momenten alle Anstrengungen bezüglich der Anfahrt vergessen und wir genossen, was sich uns präsentierte.

Planänderung

In der Nacht begann der Regen dann doch und es regnete stundenlang. Unser nächstes Ziel war es, auf dem direkten Weg in Richtung Kasama zu fahren. Von dort wollten wir nach Kapishya zu den heissen Quellen gelangen. Nach einer dortigen Ruhephase bestand unsere Absicht darin, über den North Luangwa zum South Luangwa zu fahren. Mit dieser Route hätten wir nicht nur den tristen Weg über Lusaka vermieden, sondern auch eine spannende Rundreise durchgeführt. Leider kam es anders. Kaum hatten wir die Lumangwe Falls verlassen, bot sich uns ein Anblick des Grauens.

Die Strasse nach Mporokoso war ein einziger Matschhaufen. Bereits ohne Regen ist dieser Weg eine echte Herausforderung. Nach dem Regen war das nicht seriös machbar. Wohin unser Auge blickte, sahen wir Matsch und Wasser. Wir waren vernünftig und berieten uns. Nach wenigen Minuten waren wir uns einig, dass wir alle Zukunftspläne an die neuen Begebenheiten anpassen mussten und beschlossen, denselben Weg zurückzufahren, den wir gekommen waren und auf die beiden noch fehlenden Wasserfälle zu verzichten. Unser Weg zum South Luangwa führte uns dann schliesslich über Lusaka und Chipata. Ca. 1500 km lagen vor uns, die wir so schnell wie möglich abspulen wollten. 

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