Das Kaokoveld – ein Trip in den wilden Nordwesten Namibias
Die Landschaften und die (noch vorhandene) Einsamkeit im Kaokoveld reizten uns sehr. Von Khowarib aus fuhren wir nach Sesfontein, einem kleinen Ort mit einer Tankstelle. Die Tankstelle hat nicht immer Diesel oder Benzin im Angebot. Unser Tankvolumen zzgl. der beiden Ersatzkanister erlaubt uns eine Reichweite von ca. 1000 km – je nach Untergrund und Geschwindigkeit. In Teilen des Kaokolandes reicht das nicht aus und so hofften wir, dass wir in Sesfontein nochmals den Tank füllen konnten.
Auf direktem Weg ins Marble Camp
Wir hatten Glück: Die Tankstelle bot uns Diesel an und so brachen wir randvoll mit Diesel nach Purros auf. Für die etwa 90 km Fahrtstrecke benötigten wir 2.5 Stunden. Die Strasse war in einem erbärmlichen Zustand, aber daran war nun einmal nichts zu ändern. Wir mussten diese Passage nehmen. Als wir mittags in Purros eintrafen, war die Campsite, für die wir uns im Vorfeld entschieden hatten, menschenleer und verlassen. Es wehte zudem ein heftiger Wind und wir fühlten uns noch gut.
Wir entschieden kurzerhand die Etappe für den nächsten Tag vorzuziehen und fuhren weiter nach Orupembe ins Marble Camp. Der Weg war eine Wohltat und in keinster Weise mit dem Zustand der Strasse nach Purros vergleichbar. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir dafür keine Erklärung. Wir genossen die Fahrt und kamen mit der doppelten Geschwindigkeit vorwärts. Wir erreichten bereits am frühen Nachmittag das Marble Camp. Den Rest des Tages waren wir faul und erholten uns.
Zottel – der Hund der unsere Herzen gewann
Wir erhielten Besuch von Zottel. Zottel ist ein kleiner Mischlingshund, den Guido so taufte da mit seinem Fell etwas nicht stimmte und er zottelig war. Seine Bekanntschaft machten wir, als wir auf der Campsite abwuschen und das Wasser lief. Er war auf einmal da und setzte sich unter die Leitungskonstruktion. Er wartete darauf, dass Wasser aus dem Überlaufventil kam und er es gierig trinken konnte. Kurzerhand funktionierten wir unsere faltbare Waschschüssel in einen Trinknapf um und staunten nicht schlecht, als Zottel erst nach geschätzten drei Liter Wasser genug hatte. Er setzte sich neben uns, um sich dann mit einem grossen Seufzer einfach seitlich umfallen zu lassen und alle Beine von sich zu strecken.
Der arme Kerl war völlig dehydriert. Er trank im Laufe des Tages nochmals etwa zwei Liter. Da wir ihn auch noch fütterten, wich er nicht mehr von unserer Seite. Wie wir erfuhren, war das der Hund vom Nachbarn. Es war uns klar, dass das Leben von Zottel eher in die Kategorie hart fällt. Das ist so ein Hund, den du mitnimmst und ihn zum Tierarzt bringst, um seine Parasiten beseitigen zu lassen. Dann widmest du ihm Zeit, Geduld und Liebe und am Ende hast du einen Freund fürs Leben, der dich nie wieder verlässt. Für uns nicht machbar und deshalb entschieden wir uns für den schnellen Abschied.
Auf ins Marienflusstal im Herzen des Kaokoveld
Frisch ausgeruht machten wir uns auf den Weg zur red drum – es gibt zur Orientierung im Kaokoveld mehrere farbige Tonnen am Wegesrand, die einem bei der Orientierung helfen. Die rote Tonne steht am Eingang des Marienflusstals. Da wir ja alleine – ohne weitere Begleitfahrzeuge unterwegs waren und nicht wussten, ob wir irgendwo unterwegs Fassdiesel bekommen konnten, beschränkten wir uns bei diesem Trip auf das Marienflusstal. Unser Ziel war das Camp Syncro, dass sich am Ende des Tals am Bett des Kunene Flusses befindet.
Der Kunene ist der Grenzfluss zwischen Namibia und Angola und vom Camp aus ist Angola maximal 30 Meter entfernt. Vom Marble Camp führt eine Piste zur red drum. Die hat es zeitweise in sich und gibt einen Vorgeschmack darauf, was einen im Kaokoland erwartet. Wir haben für die 27 km Wegstrecke zwischen dem Camp und der Tonne etwas über 2 Stunden benötigt, wobei die Geschwindigkeit an manchen Stellen unter Schrittgeschwindigkeit fiel. Namibia ist einfach grossartig was die Landschaften betrifft und wir genossen die Szenerie wann immer es uns möglich war. Unzählige Himbadörfer liegen im Marienflusstal und bis zur Ankunft im Camp Syncro trafen wir kein einziges Auto
Camp Syncro
Syncro war legendär. Reisende, die bis hierhergefahren waren, genossen die Gastfreundschaft der Schweizer Sara und Ryan. Die beiden haben Namibia aber vor einer Weile verlassen und sind in die Schweiz zurückgekehrt. Die Campsite führt kommissarisch ein Freund oder Mitarbeiter der beiden. Leider müssen wir sagen, dass wir doch enttäuscht waren. Das Camp verfällt langsam aber sicher und die Pflege kommt sichtbar zu kurz. Kundenservice gibt es fast keinen. Kurzum: der Geist der Betreiber ist nicht mehr existent und Camp Syncro ist nun eine Campsite wie viele andere auch. Das ist sehr schade, denn die Lage des Camps ist wunderschön. Wir blieben zwei Tage im Camp, um Energie zu tanken und traten am Morgen des dritten Tages den Rückweg an.
Eine tolle Campsite am Flussbett
Wir fuhren bis Purros und übernachteten auf der Omenje Campsite, die unmittelbar am Flussbett des Hoarusib liegt und absolut empfehlenswert ist. Betrieben wird die Campsite von der hiesigen Community.
Elefantenbesuch in der Nacht
In der Nacht hörten wir in unmittelbarer Nähe ein tiefes Brummen – das können nur Elefanten sein. Wir verharrten still und lauschten in die Nacht. Mehrfach hörten wir das Geräusch, aber wir sahen nichts, da es zu dunkel war. Am nächsten Morgen machte sich Guido auf und suchte die Umgebung nach Spuren ab. Im Flussbett fand er frische Tracks – die Elefanten sind hier vorbeigezogen und wir haben das Geräusch richtig zugeordnet. Obwohl wir nichts gesehen hatten, freuten wir uns und verliessen die Campsite, nicht ohne einen Eintrag ins Comment-Book.
Hoffentlich buchen sich hier genügend Menschen ein, sodass diese wunderbare Campsite noch lange existiert und viele Reisende sich so wohlfühlen wie wir. Unser Vorhaben, wieder gen Norden zur Kunene River Lodge zu fahren strichen wir, denn wir mussten noch Guidos neue Kreditkarte in Empfang nehmen. Die Farm unserer Freunde liegt in Kamanjab, unterhalb des Etosha-Parks und wir vereinbarten, die Dokumente dort abzuholen. Da wir noch zwei Tage Zeit hatten, beschlossen wir, über Sesfontein zu Marius Steiner in das Camp Aussicht zu fahren, um von dort dann nach Kamanjab zu reisen.