Am Morgen verliessen wir das Tsendze Camp gegen 7.00 Uhr und fuhren langsam in Richtung Giriyondo, der Grenze unserer Wahl nach Mosambik. Die Öffnungszeiten dieses kleinen Grenzpostens sind zu dieser Jahreszeit von 8.00-15.00 Uhr, und wir hatten aufgrund unserer voraussichtlichen Fahrdauer vor, etwa um 8.00 Uhr an der Grenze einzutreffen. Dies gelang uns gut, und wir waren das dritte Auto am Grenzposten. Die Formalitäten auf südafrikanischer Seite waren innerhalb von 10 Minuten erledigt. Dann begann das Warten auf die Öffnung des Tors zur Seite Mosambiks. Mittlerweile waren zwei Grossgruppen Südafrikaner eingetroffen. Wir zählten kumuliert etwa 20 Fahrzeuge, die kreuz und quer parkierten.
Wo ist der Schlüssel für das Tor nach Mosambik?
Wie wir mittlerweile von einer Polizistin erfuhren, fehlte vom Schlüssel für das grosse Tor zur Seite Mosambiks jede Spur. Nach einiger Zeit war klar, dass ein Kollege diesen, nach einer grossen Feier am Vorabend, eingesteckt und mitgenommen hatte. Der Kollege musste nun angerufen werden und sich auf den Weg zur Grenze machen. Alles in allem warteten wir eine Stunde vor dem verschlossenen Tor. Als das Problem dann gelöst war, erfolgte die Einreise unkompliziert und einigermassen schnell. Gegen 9.30 Uhr fuhren wir los, querten den Limpopo National Park und fuhren über Chokwe in Richtung der Küstenstadt Xai-Xai. Dort hatten wir uns für zwei Nächte in einem kleinen (eigentlich geschlossenen) Camp an der Flussmündung des Limpopo eingebucht.
Am Limpopo Rivermouth
Von Xai-Xai geht mitten in der Stadt bei «Mr. Price» eine kleine Strasse ab. Dieser folgt man, über Dämme, an Sumpflandschaften vorbei, durch Dörfer und absolut abenteuerliche Bedingungen bis zum Meer. Tracks4Africa, unser Datenlieferant für das GPS, kannte diesen Weg nicht. Wir befanden uns mitten im Nirgendwo, fuhren durch Kokosplantagen, ausgefahrene Matschwege und durch Tiefsand und erreichten später unser Ziel: das João Belo Fishing Camp. Es liegt unmittelbar an der Flussmündung des Limpopo. Hier mündet der grosse Fluss in den Indischen Ozean. Die Anfahrt von Xai-Xai dauerte eine Stunde und betrug 28 km Wegstrecke. Der Betreiber Carel war ein äusserst freundlicher und sympathischer Mann.
Wir konnten uns auf Empfehlung eines Deutschen Langzeitreisenden dort einbuchen, obwohl das Camp geschlossen war. Tatsächlich befand sich Carel mitten im (Um)Bau. Die Ablutions der Campsite bedurften einer dringenden Wartung und Erneuerung, aber der Platz war sensationell. Mit den nötigen Erneuerungen und Verbesserungen wäre Carel in der Lage, in der Nähe von Xai-Xai eine ruhige Oase anzubieten für all jene, die nicht an Lagern und lauten südafrikanischen Gruppen interessiert sind. Am Indischen Ozean ist man allein und Carel bot auch Angelausflüge an. Zudem war er in der Lage, frischen Fisch fürs Abendessen zu besorgen. Uns hat es dort gut gefallen.
Wagen wir es oder stranden wir?
Nach den zwei Nächten wollten wir am Morgen aufbrechen, um am frühen Nachmittag in Barra, in der Region Inhambane einzutreffen. Dort hatten wir für einige Tage reserviert. Am Vorabend der Weiterreise bei Carel begann es zu regnen. Es regnete unaufhörlich die ganze Nacht und uns schwante Böses. Der Weg nach Xai-Xai war teilweise von extremen Furchen durchzogen. Der gefürchtete «Black Cotton Soil», ein extrem klebriger und glitschiger Matsch, war häufig präsent. Die Fahrt darüber ähnelt der auf einer spiegelglatten Eisfläche. Wir diskutierten, was zu tun sei. Guido war überzeugt, dass der Untergrund nicht besser wird und wollte so früh wie möglich aufbrechen. Zumal die Wettervorhersage Regen für die nächsten zwei Tage angekündigt hatte. Bis die Strasse so weit getrocknet wäre, würde ein weiterer Tag vergehen. Jetzt fahren oder drei Tage warten.
90 Minuten Anspannung
Entschlossen packten wir früh am Morgen, mitten im Regen, zusammen. Um 6.15 Uhr brachen wir auf. Die ersten Kilometer hinter dem Camp waren sehr tückisch. An einer Anhöhe mussten wir die Steigung meistern, uns unseren Weg durch tiefe Furchen bahnen und das alles bei Black Cotton Soil. Tatsächlich benötigten wir 15 Minuten und 5 Anläufe, um diese Passage zu schaffen. Untersetzung und beide Sperrdifferentiale waren nötig, um da überhaupt durchzukommen. Guido war mit der Lebensdauer der BF Goodrich All Terrain Reifen sehr unzufrieden und wechselte im Spätsommer die Marke. Wir fuhren seit etwa 10.000 km Mud Terrain Reifen von Hankook. Was für ein Glück in dieser Situation. Diese Reifen setzten sich nicht so schnell mit Schlamm zu und boten einfach mehr Grip. Letztlich bewältigten wir alle weiteren Herausforderungen und erreichten Mr. Price um 7.45 Uhr.
Barra Dica
Von Xai-Xai dauerte die Fahrt auf die Halbinsel bei Inhambane knapp 5 Stunden. Die Polizei stand häufig im Nirgendwo und führte Geschwindigkeitsmessungen durch. Zudem war die jeweils erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht immer gut zu ermitteln, da die Schilder teils sehr chaotisch positioniert waren. Wir entschlossen uns deshalb eher defensiv zu fahren und straffrei durchs Land zu kommen. Das gesparte Geld wollten wir lieber in Fisch und gute Speisen investieren. In der Nähe des bekannten Küstenortes Tofo liegt die Lagune von Barra. Da Barra auf der Spitze der Landzunge liegt, bietet der Ort sowohl einen Zugang zur Lagune als auch zum offenen Ozean. Wir buchten uns für neun Nächte im Barra Dica ein, einem Camp, das neben Chalets auch sechs Campsites anbot, ein. Hier entspannten wir und unser Tag bestand aus ausgedehnten Spaziergängen am sehr langen Sandstrand. Wir assen viel feinen Fisch, den wir wahlweise selbst zubereiteten oder in einem der fussläufig erreichbaren Restaurants bestellten. Wir liessen die Seele baumeln, gingen jeden Tag im Indischen Ozean baden und genossen das Leben.