Die D707 – eine spektakuläre Strasse
Als wir in Klein-Aus Vista aufbrachen, hatten wir noch keinen blassen Schimmer, was uns erwarten würde. Auf dem Weg in die Tirasberge hatten wir die Fahrt über die D707 geplant. Diese D-Strasse ist gewissermassen legendär. Diese Farben, diese Berge, diese Weite. Es ist einfach unglaublich, wie schön dieser Eindruck beim Fahren ist. Namibia fordert uns – es gibt Dinge, die kann man auf einem Foto nicht transportieren. Der Eindruck beim Befahren dieser Strasse gehört für uns dazu. Es ist die Kombination aus Weite, sich ständig verändernder Bergwelt links und rechts und einem immer wieder nach Aufmerksamkeit schreienden Horizont durch völlig übersättigte, laute Farben. Der Kontrast ist nicht zu beschreiben. Unser Rhythmus verändert sich langsam. Wir kommen rein in den Rhythmus der Reise und passen uns dem Tempo einer Langzeitreise an. Wir bleiben länger an einer Stelle und/oder fahren weniger weit zur nächsten Destination.
Die Tirasberge laden dich ein abzuschalten
In den Tirasbergen sind wir nun insgesamt vier Nächte. Die Tage sind mittlerweile so heiss, dass wir keine Sekunde darüber nachdenken zu wandern. Wir geniessen die Campsites und die Umgebung, gehen um 20.00 Uhr schlafen und sind um 5.00 Uhr wach. Die Sternenhimmel sind bereits toll, aber das geht noch besser – im Moment ist zunehmender Mond und damit ist es strahlend hell. Ernst wird es in etwa 3 Wochen, wenn wir im Kaokoland sind und uns dann in einer der lichtärmsten Regionen Namibias bewegen. Da freuen wir uns schon auf die Zeit des Neumondes und die damit verbundene Dunkelheit. Jetzt kommt die Hängematte in Verbindung mit dem Kindle zum Einsatz oder wir sitzen einfach in unseren Stühlen und starren in die Ferne.
Wir können diese unglaubliche Schönheit des Landes noch nicht so richtig erfassen – aber wir bemühen uns und das wird schon. Die zwei Nächte in Namtib sind wundervoll. In der ersten Nacht sind wir ganz alleine und wir haben diese unendliche Weite vor uns und einige Berge als Begrenzung hinter uns. Wir können hier einfach sitzen und sehen. Innerlich macht sich ein Gefühl von Glückseligkeit breit und die einzigen Wesen, die sich um uns kümmern sind, die Vögel. Einige kommen nah heran, setzen sich auf einen Zweig nah bei uns und trällern uns ein zauberhaftes Lied, während andere wild umher hüpfen und hoffen bei uns etwas Essbares zu finden.
Die Natur verwöhnt uns
Die Stimmung am Abend ist spektakulär. Die Sonne geht irgendwo am weiten Horizont unter und lässt uns unsere Tätigkeit unterbrechen. Am zweiten Abend haben wir extra früh gegessen, damit wir uns mit einem Weisswein einfach in die Pampa setzen konnten, um dieses Spektakel zu geniessen – wir sind eins mit der Natur. Auf der Ranch Koiimasis, die nur knapp 50 km von Namtib entfernt ist, verbringen wir weitere zwei Nächte. Hier dominieren Felsen die Landschaft an den Campsites und wir fühlen uns ein wenig wie bei den Feuersteins. Die Dusche und das WC sind wunderschön in den Fels gebaut (Campsite #4), dazu gibt es einen grossen Sitzplatz und eine wunderschöne Feuerstelle und wir geniessen wieder jede Minute. Das erste Mal lernen wir unsere Nachbarn kennen und geniessen es, uns auszutauschen und zu quatschen. Die beiden sind sehr Namibia erfahren und äusserst sympathisch – wir haben eine gute Zeit zusammen.
Wenn die Batterie zischt
Als plötzlich unser Kühlschrank dramatisch an Temperatur einbüsst, machen wir uns auf die Suche nach der Ursache. Wir sind ziemlich schnell besorgt, denn unser Solarpaneel sollte in der Lage sein, den Kühlschrank auch über längere Standzeiten mit genügend Strom zu versorgen. Als wir die Motorhaube öffnen, ist die Versorgerbatterie feucht und zischt. Wir ahnen nichts Gutes und rufen in Windhoek bei Christian an. Er gibt uns die Anweisung, diese Batterie sofort auszubauen, was wir dann auch tun. Die Kabel sichern wir mit einer Tüte und umwickeln sie mit Gaffa-Tape, sodass da nichts geschehen kann.
Ok, nun sind wir also unsere Versorgerbatterie los, was gleichbedeutend ist mit warmen Getränken und dem Verlust jeglicher verderblicher Lebensmittel. Wir telefonieren mit unserer Freundin in Swakopmund und sie besorgt uns eine neue Batterie und schafft es über das Netzwerk der Tourguides, einen zu finden, der am nächsten Morgen von Swakopmund nach Sossusvlei fährt und als Lift unsere Batterie mitnimmt – grossartig, einfach grossartig! Wir geben alle verderblichen Waren unseren Nachbarn mit und sind zufrieden – solche Sachen können passieren. Am nächsten Morgen ist es dann auch Zeit für uns, um aufzubrechen und nachdem wir alles verpackt haben, wollen wir gemütlich Richtung Sossusvlei fahren, um unsere Batterie entgegenzunehmen und damit wieder über einen funktionierenden Kühlschrank zu verfügen.
Der Totalausfall
Guido setzt sich ans Steuer und dreht den Schlüssel – root root root… piep … piep… BITTE NICHT! Doch – die Starterbatterie ist aus unerklärlichen Gründen leer. Ok, unsere Batterie kommt etwa gegen 16 – 17.00 Uhr in Sesriem an und wir müssen nur knapp 120 km fahren. Wir haben also ausreichend Zeit. Guido läuft in Ruhe die knapp 2 km zur Rezeption und erklärt unser Dilemma. Ein junger Mann mit Starterkabel wird kommen und uns helfen. Alles klar – etwa 20 Minuten später kommt er tatsächlich und wir versuchen das Auto zu starten, aber es passiert einfach nichts. Das Problem ist das Überbrückungskabel. Es ist ein ganz normales Kabel, was man bei einem Pkw nutzt (200-400 AMP). Das reicht aber nicht, um den grossen Diesel im Land Cruiser zu motivieren, anzuspringen. Memo an uns selbst: Kauf bei nächster Gelegenheit ein Starterkabel mit 1000 AMP!
Glücklicherweise gibt es auf der Ranch die Möglichkeit die Batterie zu laden. Also bauen wir auch die Starterbatterie aus, der junge Mann entschwindet und kommt nach einer guten Stunde mit einer teilgeladenen Batterie zurück. Das Gefühl, als der Motor nach einer kurzen Drehung des Schlüssels satt anspringt und vor sich hin gluckert ist unbeschreiblich. Wir zahlten die Campsite, gaben dem jungen Mann ein Trinkgeld und machten uns auf den Weg nach Sossusvlei.