Wir verliessen die Palmwag-Konzession und damit auch den Aufenthaltsraum des Flussbettes. Unser Plan bestand darin, eng an der Grenze zum Skeleton Coast Park unseren Weg nordwärts zu finden. Wir folgten den entsprechenden Tracks, überprüften unseren Weg immer anhand der Karten und die Gegend wurde wieder sehr viel karger. Wir befanden uns in einer Steinwüste, daran bestand kein Zweifel. Wir kreuzten auf dem Weg noch einmal den Hoarusib, um dann in einem Meer aus Felslandschaften einzutauchen. Zwischendurch entdeckten wir immer mal wieder einige der Lone Men, einer Ansammlung von Steinmännchen, die ein Künstler, oft versehen mit Botschaften, quer im Kaokoland verteilt hat.
Sonne und Nebel in der Steinwüste
Für die nächste Übernachtung wählten wir eine Felswand, die sich bei genauerer Betrachtung als Massiv herausstellte. Am Morgen entdeckten wir einige Kilometer weiter den Nebel, der sich vom Atlantik seinen Weg bahnte, während bei uns die Sonne schien und die Felsen in ein warmes und weiches Licht tauchte. Auf unserem weiteren Weg entdeckte Sonja ein Felsmassiv, das Gesichter zu beherbergen schien. Faszinierend, was diese Region bot.
Die Green Drum
Im Norden stehen zu Orientierungszwecken für die diversen Seitentäler zwischen den Bergen bunte Fässer. Von West nach Ost sind dies die green drum, orange drum, blue drum und schliesslich ganz im Osten im Marienflusstal die red drum. Wir erreichten die green drum, pausierten dort und trugen uns in das dort gelagerte Buch ein. Fährt man von dort weiter nordwärts, erreicht man nach etwa 65 km den Kunene als nördlichste Landesgrenze Namibias. Östlich befinden sich entlang des Weges die Hartmannsberge. Unsere ursprüngliche Absicht bestand darin, von der green drum bis zum Kunene zu fahren, dort über eine Furt ins Hartmanns Valley zu fahren und durch dieses südlich zur orange drum zu gelangen.
Eine Entscheidung muss her
Als wir begannen unseren Plan umzusetzen, wurde der Boden immer tiefsandiger. Den Tanknadeln konnten wir bei ihrer Bewegung quasi zusehen. Niemand von uns war je im benachbarten Seitental und so hatten wir keine Vorstellung von der dortigen Bodenbeschaffenheit. Unser Auto war sehr berechenbar bei Untergründen ohne Tiefsand. Aufgrund des Gewichts ist der Tiefsand allerdings gleichbedeutend mit 50% mehr Dieselverbrauch. Bei Uwe und Geli lag der Grundverbrauch etwas höher als bei uns, da ihr Wagen einen permanenten Allrad bietet. Wir führten eine längere Diskussion und wägten ab, was zu tun ist. Am Ende gewann die Vernunftsentscheidung und wir kehrten zur green drum um. Es war nicht wirklich befriedigend aber Sicherheit geht immer vor und wir hatten Zweifel, ob der Diesel reichen würde, sofern das benachbarte Tal auch aus Tiefsand bestand.
Das Munutum Valley
Wir kehrten zur green drum zurück und fuhren von da in Richtung orange drum. Ein querendes Flussbett nutzten wir für eine Abkürzung und entschieden uns, dort unser Nachtlager aufzuschlagen.
An diesem Abend gelang Guido das (subjektiv) schönste/stimmungsvollste Milchstrassenfoto bisher.
Diese tiefstehenden Sterne sind einfach ein unglaublicher Anblick. Immer und immer wieder begeistern sie uns und wir fühlen uns jedesmal so behütet, wenn wir diese Wunder ohne Lichtverschmutzung über uns sehen. Nach einer ruhigen und leisen Nacht erreichten wir am Morgen die orange drum und fuhren aus Neugierde noch weiter bis zur blue drum. In 2018 waren wir bereits an der red drum und damit haben wir nun einen Eindruck von allen Fässern. Von der blue drum führte uns der Weg in Richtung Orupembe und damit begann die Rückreise in Richtung Zivilisation.
PS: aus einem unerfindlichen Grund verliert Guido bei unseren Afrikareisen mindestens einmal Bilder, weil er Karten formatiert, die noch nicht gesichert waren. Obwohl er dafür eine Routine hat, ist es auch dieses Mal passiert. Der halbe Tag bei unserem Besuch der green drum ist verloren. Dazu gehört auch das für ihn tollste Steinmännchen, das angelehnt an einem Baum sitzt und die Besucher auffordert dem Baum Wasser zu spendieren. Nun ja, es ist wie es ist und diese Aufnahmen, zusammen mit Dünenbildern mit Gräsern und anderen Situationen sind weg. Uwe hat uns netterweise zu Dokumentationszwecken mit seinen Bildern ausgeholfen. Solltest du zufällig wissen, wie man Bilder, die mit der Sony A7R4 gemacht wurden und auf Sony SD-Tough Cards gespeichert sind, wiederherstellen kann, freuen wir uns über eine Nachricht 😉