Die Sache mit den Erwartungen

Unsere Erwartungen an Sambia waren gross. Diese resultierten aus unseren Erfahrungen 2018. Wir hatten das Land seinerzeit als sehr liebenswert kennengelernt. Die Menschen waren ähnlich aufgeschlossen und freundlich, wie wir es in Simbabwe erlebt hatten. Wir fühlten uns wohl und uns war schnell klar, dass wir dieses Land in Ruhe erkunden wollten. Nun, vier Jahre später war es so weit. Wir planten zunächst zwei Monate für die Erkundung Sambias ein und hatten dabei noch die Möglichkeit um einen dritten Monat zu verlängern.

Die Grenzerfahrung

Bereits bei der Einreise über Chirundu lief alles falsch, was falsch laufen konnte. Wir wussten das zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Wie wir im Laufe unserer Reise noch erfahren sollten, werden Touristen üblicherweise mit einem Fixbetrag (meist um 20 USD) bezüglich der Strassengebühren belegt. Damit ist der Aufenthalt im gesamten Land möglich. Wir wurden nach unserer Route gefragt und Guido gab eine detaillierte Auskunft. 15 Minuten später waren wir 78 USD an Gebühren los und hielten ein Zertifikat über die Road Toll in der Hand. Dort waren drei Routen inklusive diverser Bezirke/Regionen aufgelistet. Einer der Hauptgründe, zu diesem Zeitpunkt in Sambia zu sein, war der Besuch des Kasanka National Parks. Als wir diesen verliessen und dem Weg in den Norden folgten, um diverse Wasserfälle zu besichtigen, erlebten wir an einem der unzähligen Polizei Checkpoints unser blaues Wunder, denn plötzlich hiess es, nach dem Studium unseres Toll Zertifikats, dass wir uns illegal in diesem Bereich des Landes aufhielten. 

Sind wir Schurken und kriminell?

Unser Blick wäre – gefilmt – sicher ein Hit auf YouTube geworden. Illegal? Häää? Es konnte sich ja nur um ein Missverständnis handeln. Mitnichten, mitnichten. Wir wurden belehrt, dass auf dem Zertifikat die diversen Bereiche des Landes aufgeführt sind, für die wir eine Gebühr bezahlt hatten und der Bereich vor Kasanka nicht dabei war. Ergo hielten wir uns dort illegal auf. Sämtliche Fragen und Erklärungen verpufften und selbst die Intervention eines älteren Polizisten, der den Unsinn erkannte, führte zu nichts. Seine jungen Kollegen witterten die Gelegenheit, sich zu profilieren und so wurden wir gebüsst. 450 Kwacha waren sofort fällig. Guido musste den Polizisten dreimal darauf hinweisen, dass er noch 50 Kwacha zugute hatte, da er ihm 500 bezahlte, bevor er widerwillig sein Wechselgeld erhielt. Regulär müsste man die Zonen, für die man nicht bezahlt hatte, innerhalb von 24 Stunden verlassen, da wir aber Touristen waren, durften wir zunächst unsere Reise fortsetzen.

Knapp der Verhaftung entgangen

Die Lust war uns ehrlicherweise mittlerweile vergangen. Die Strassen waren die schlechtesten auf unserer Reise. Das ist Afrika und da ist es so. Dass wir allerdings regelmässig Nutzungsgebühren entrichten mussten, um diese Strassen nutzen zu dürfen, stiess uns unangenehm auf. Offensichtlich wurden die Einnahmen bisher zweckentfremdet, denn garantiert landete kein Kwacha im Strassenbau. Bei einer weiteren Kontrolle wurde Guido fast wegen Versicherungsbetrugs verhaftet. Wie bitte? Lange Geschichte, kurz erzählt: Der Versicherungsvermittler an der Grenze hat eine Nummer aus den Fahrzeugpapieren für das Kennzeichen gehalten und zudem die Motornummer mit einem Zahlendreher versehen. Bei genauerer Durchsicht konnte Guido dann glücklicherweise herausfinden, dass die Fahrgestellnummer korrekt eingetragen war. Gemeinsam mit den Merkmalen des Fahrzeugs musste dann am Ende der Polizist erkennen, dass hier kein Vergehen vorlag. Er drehte sich um und murmelte im Weggehen nur ein kurzes „You can proceed“. 

How are you? Sweeties!

Egal, wo wir an einen Supermarkt kamen, waren wir innerhalb von Sekunden von einer Horde Kinder umringt, die teils aggressiv Geld und/oder Essen forderten. Wir waren das von Sambia nicht gewohnt. Das war vor vier Jahren noch nicht so und wir fragten uns, was zwischenzeitlich passiert war. Es ist uns bis heute nicht gelungen, auf die Frage eine Antwort zu erhalten. Selbst in vollkommen abgelegenen Gebieten rannten die Kinder uns nach und schrien „How are you? Sweeties!“ Uns fiel ebenfalls auf, dass das Land extrem zugemüllt war. Regionen wie die Hauptstadt Lusaka waren schon immer dreckig, aber die ländlichen Gebiete kannten wir so nicht. Alles in allem waren wir enttäuscht. Unsere (hohen) Erwartungen wurden nicht erfüllt und das führte zu grossem Frust. Das ist unser Frust und das können wir dem Land nicht ankreiden, das ist klar. 

Erstattung?

Wir waren uns schnell einig, dass wir Sambia nach einem Monat wieder verlassen wollten. Das war für uns wirklich ein Flop und wir hatten daran doch sehr deutlich zu knabbern. Wir entschieden uns, nach Simbabwe zurückzufahren und Wayne und Louisa in Kariba zu überraschen. Dieses Mal nutzten wir den Grenzübergang an der Staumauer in Kariba. Der Übertritt verlief problemlos und schnell. Guido liess es sich nicht nehmen, den zuständigen Mitarbeiter auf der sambischen Seite zum Zertifikat zu befragen. Nach 45 Minuten Wartezeit(!) erschien er und nach weiteren 20 Minuten Studium unseres Zertifikats und einigen Telefonaten, kam er zu dem Schluss, dass der Mitarbeiter in Chirundu einen Fehler gemacht hatte. Er stufte unser Fahrzeug in die falsche Kategorie, was dann einen Dominoeffekt zur Folge hatte. Guido verlangte eine Erstattung der zu viel gezahlten Gebühr und der (zu Unrecht erhobenen) Strafe und kassierte nur ein Lachen. Das sei unmöglich und wenn es doch möglich sei, würde es mindestens sechs Monate dauern. Wir verliessen die Grenzstation und waren froh, wieder in Simbabwe zu sein. Sambia sieht uns so schnell nicht wieder.

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