Katastrophe oder gar nicht so schlimm?
Mit leerem Kühlschrank und keiner Lust mehr auf Einöde, unsere nächste geplante Campsite wäre hinter Solitaire in der Einöde gewesen, entschieden wir, zwei Tage eher als geplant nach Swakopmund zu fahren und dort in Ruhe unsere Sachen zu regeln. Wir checkten etwas ausserhalb der Stadt im Sophia Dale Base Camp ein, um so dem oftmals präsenten Morgennebel zu entkommen und uns mehr Sonnenstunden zu gönnen. Am nächsten Tag fuhren wir zunächst zu Cymot und kauften eine neue Deep Cycle Batterie als Versorgerbatterie. Wir hatten in unsere Starterbatterie kein Vertrauen mehr und hatten keine Lust auf eine neuerliche Panne irgendwo im Nirgendwo. Das war schnell geregelt und nach einem Vormittag und einem Batterie-Verschiebespiel konnten wir das Thema abhaken.
Das Satellitentelefon war bereit
Danach fuhren wir nach Walvis Bay zu einem Fachgeschäft für Boot-Elektronik und kauften uns eine neue SIM-Karte mit Guthaben für das Satellitentelefon. Wir haben vor einigen Wochen bei dem bisherigen Anbieter Guthaben gekauft, doch dieser beharrte darauf, dass die SIM-Karte nicht von ihm sei. Selbst Fotos derselben konnte den Support nur zeitweise umstimmen. Am Ende hiess es immer, dass der Auftrag abgeschlossen sei – Guthaben hatten wir aber immer noch keins. Bei solchen Dingen lernt man Gelassenheit. Es nützt ja alles nichts. In Walvis Bay lief alles glatt und wir haben freundliche und kompetente Menschen kennengelernt und nun können wir im Notfall telefonieren, wenn wir im Kaokoland versumpfen oder in der Kalahari feststecken. Wenn das alles nicht passiert, rufen wir vielleicht einfach mal so unsere Lieben an und überraschen sie!
Wo ist das Guthaben hin?
Unser Gelassenheit-Status wurde im Anschluss erneut überprüft. Wir gingen einkaufen und stockten unsere Vorräte auf. An der Kasse ging die Prepaid-Kreditkarte, die wir uns extra für die Reise angeschafft hatten, nicht. Beim nächsten Einkauf mit einem kleineren Betrag konnte sie genutzt werden. Es war wie ein Wechselspiel. Als dann jemand sagte, dass es kein Guthaben auf der Karte hat, gingen unsere inneren Lampen an. Wir schrieben die Kreditkartenfirma an und fragten nach einem Zugang zu den bisherigen Transaktionen, da das Log-in Modell mit Guidos Karte nicht funktioniert, denn seine heimische SIM-Karte ist nicht mit auf der Reise und so kann die SMS zur Bestätigung des Log-in nicht ankommen.
Keine 30 Minuten später kam ein PDF mit allen getätigten Transaktionen. Wir haben diese Karte nur eingesetzt um zu tanken, einzukaufen und zweimal die Hotelrechnungen zu bezahlen. Es handelte sich dabei um unsere einzigen beiden Übernachtungen in festen Unterkünften. Soweit war alles klar und dann auf einmal lasen wir Netflix 2 EUR. Gebucht in Paris. Keine 30 Minuten später wurde für 2.000 EUR eine Uhr online gekauft. Alle Transaktionen addiert, wurden uns umgerechnet etwa 3.100 EUR von der Karte gestohlen. Wir schrieben umgehend ein Mail und meldeten den Missbrauch mit Angabe der betroffenen Transaktionen. Danke, dass das jetzt passiert ist und nicht wenn wir 4 Wochen nicht online sind. Der Sicherheitsdienst der KK-Firma ist freundlich und für sie ist das Alltag.
Wo sitzt der Maulwurf?
Die Karte wurde direkt gesperrt und nun suchen wir eine Lösung, wie die neue Karte den Weg zu uns findet, denn zu dem angegebenen Zeitraum, wo die Karte bei uns eintreffen soll, sind wir im Nirgendwo unterwegs. Wir werden auch hier eine Lösung finden. Vorgänge wie dieser sind ganz wunderbare Lehrer. Du kannst nichts machen, reg dich nicht auf – und wir freuen uns, dass wir das auch so sehen können. Der Schaden wird uns erstattet und ok: Wir haben unseren Aufenthalt verlängert, um das zu klären, da wir hier gutes Internet haben und leicht telefonieren können. Und was macht das jetzt genau? 2 Tage länger an einem Ort bleiben, bei über 200 Reisetagen?
Das spielt überhaupt keine Rolle. Die wichtigere Frage ist die, wo der Maulwurf sitzt. Wir tippen auf eines der Hotels, denn dass ein Kartenlesegerät in einem Supermarkt manipuliert ist, ist höchst unwahrscheinlich. Ebenso an den grossen Tankstellen. Aus der Hand gegeben haben wir die Karte nie. Was bleibt dann noch? Wir sind jedenfalls dankbar, dass wir diese Prepaid Karte verwendet haben. Wäre der Betrug mit der regulären Karte erfolgt, hätten sie den Schaden um 4.200 EUR vergrössert. Dieser zweite versuchte Uhrenkauf scheiterte am mangelnden Guthaben. Wir sind gespannt, ob wir jemals etwas zu den Umständen erfahren oder ob das ein grosses schwarzes Loch bleibt.
Zwei Touren mit Georg Erb
Die klassischen Aktivitäten in Swakopmund sprechen uns nicht so an und bei Recherchen – noch von der Schweiz aus – fanden wir einen Menschen, der nach unserem Gusto ist und wir haben bei ihm 2 Touren gebucht: Eine in die Dünen und eine Canyon Tour. Georg Erb von Swakop Tour Company hat ein Wissen, dass uns umgehauen hat. Er ist authentisch, geradeheraus und eine ehrliche Haut. Bei der Dünen-Fahrt waren wir zu dritt und bei der Fahrt durch den Canyon alleine mit ihm unterwegs.
Er hat uns über Stunden Zusammenhänge erläutert, geschichtliche Begebenheiten erklärt und – was höchst spannend war: Er hat Vergleichsfotos erstellt, zwischen denen teilweise 120 Jahre liegen, woraus ersichtlich ist, dass sich die Pflanzenwelt fast nicht verändert hat. Auf beiden Fotos sind dieselben Pflanzen zu sehen. Wir sind weit davon entfernt, wirklich zu begreifen, wie die Natur funktioniert, aber wir können sagen, dass die Wüste ein höchst faszinierender Ort ist. Wer sich in Namibia aufhält, sollte unserer Ansicht nach dafür Sorgen tragen, dass die Wüste einen gebührenden Reiseanteil erhält.
Impressionen aus den Dünen:
Und aus dem Canyon mit bspw. einer 4.000 Jahre alten Welwitschia!
Helikopterflug über die Wüste bei Swakopmund
Gestern stand dann ein Heli Flug auf dem Plan. Wir hatten Glück, dass der Neffe unseres namibischen Freundes Partner in einem Heli-Unternehmen ist. Dieser ermöglichte es uns, einen Privatflug zu unternehmen und so flogen wir mit 2 Piloten in einer Huey von der deutschen Bundeswehr für eine Stunde über die Wüstenregion bei Swakopmund. Mit komplett offenen grossen – bzw. ausgehängten kleinen Türen kamen wir uns vor wie in einem Vietnam Film. Das Wetter spielte leider nicht ganz mit, im Moment zieht es am Abend immer richtig zu – aber der Flug war ein Erlebnis. Der Inhaber des Unternehmens, der unser Pilot war, versprach uns bei gutem Wetter am Abend mit uns nochmals zu den Dünen zu fliegen. Hoffen wir mal, dass wir nochmals Sonne am Abend haben.
Interessant ist, dass Guido der totale Flugfan ist und gerne weite Übersichten und das übergeordnete Bild mag, während Sonja eher die frontale Ansicht mag und sich die Details ansieht.
Hobbypsychologen an die Front.
to be continued…