In Namibia gibt es einen Ort, der alljährlich ein grosses Naturgeschenk erfährt. Die Sandhof-Farm in der Nähe von Maltahöhe und die Millionen von wilden Lilien, die dort in der Pfanne nach einem erforderlichen Regen spriessen. Die Anzahl der Lilien, die sich zeigen, schwankt erheblich. Mal sind es nur Streifen, in denen die Lilien spriessen und mal ist das ganze Vlei voll. Wenn zu viel Wasser in der Pfanne steht, wächst das Gras schneller als die Lilien und dann ist der visuelle Eindruck nicht so imposant. Wenn die Sonne unerbittlich herunter sticht, verwelken die Lilien schneller als man schauen kann. Kurzum: es handelt sich um ein unkalkulierbares Naturereignis. Wenn alles optimal verläuft, haben die Besucher ein Zeitfenster von 5 bis 7 Tagen, in denen sich ein eindrucksvolles Bild ergibt. Wir hatten dieses Schauspiel bisher immer verpasst – die Lilien zeigen sich irgendwo Mitte Januar bis Mitte Februar. In diesem Jahr sollte alles zu unseren Gunsten laufen. Eine Freundin aus Swakopmund hielt uns immer auf dem Laufenden und als wir uns gerade in Twee Rivieren befanden, erhielten wir die Nachricht per WhatsApp, dass die Farm die Tore für Besucher öffnete.
Perfektes Timing für die Lilien
Wir planten, unsere Zeit in Kgalagadi nicht zu verlängern und den Park am 13.02. regulär über Mata Mata zu verlassen. Die Wildmoor-Farm war als Übernachtungsort gesetzt. So hatten wir die Möglichkeit, am 14.02. Sandhof zu erreichen. Das sollte laut der Prognose mehr oder weniger dem Peak Day, also dem Höhepunkt, entsprechen. Die erneute Einreise nach Namibia verlief genauso problemlos wie die vorherige Ausreise. Der Beamte war derselbe und wir hatten wieder einige Minuten Spass und lachten viel. Der wilde Dünenplatz auf Wildmoor, ohne jedwede Ausstattung, war unser Campingziel. Das ebenfalls empfehlenswerte und voll ausgestattete Klippen-Camp schauten wir uns an, entschieden uns aber für die Einsamkeit auf der roten Düne – wozu waren wir autark? Wir genossen die Einsamkeit mit wunderbarer 360° Sicht und entspannten bei einem schönen, farbigen Sonnenuntergang, wie ihn Afrika so oft zu bieten hat.
Am nächsten Vormittag erreichten wir Mariental, stockten unsere Vorräte auf, und setzten unsere Fahrt zur Sandhof-Farm fort. Dort trafen wir am frühen Nachmittag ein, zahlten die 50 NAD Eintritt pro Person und waren gespannt, was uns erwarten würde. Der Anblick war schon spektakulär. Leicht von oben betrachtet, sah das Vlei aus wie eine Salzpfanne.
Lilien, wohin das Auge blickt
Es waren aber keine Salzkristalle, sondern die Köpfe von deutlich mehr als 50 Millionen wilder Lilien. Wie wir später vom Besitzer erfuhren, belief sich die Fläche, auf der die Lilien in diesem Jahr wuchsen, auf etwa 750 ha – oder umgerechnet 7.500.000 m². Diese Grössenordnung ist mit dem Auge schwer, mit der Kamera gar nicht zu erfassen. Glückspilze wie wir waren, erhielten wir unvermittelt die Erlaubnis, auf der Farm zu übernachten. Der Eigentümer sah unseren autarken Camper und wusste, dass Guido gerne am Abend und bei Sonnenaufgang fotografieren würde und machte uns das Angebot. Er zeigte uns einen Platz, auf dem wir stehen durften und erlaubte uns, uns frei zu bewegen. Dazu gab er uns Tipps, wo die Lilien besonders schön geblieben waren, da dort das Wasser noch im Vlei stand. Wir waren ihm sehr dankbar und er hatte Freude an unserer Freude! Am Morgen sass Sonja bei den Lilien vor dem Auto im Schatten, während Guido barfuss durch das Vlei stakste und Lilien im weichen Morgenlicht fotografierte. Wir hatten eine tolle Zeit auf Sandhof und können dieses Ereignis sehr empfehlen!
Zurück zum Lake Oanob
Als Ausklang vor unserem Flug in die Schweiz hatten wir uns das Lake Oanob Resort ausgewählt. Einige Tage, in unserem Fall sechs Nächte, an einem See zu entspannen, schien uns die beste Art zu sein, noch einmal zur Ruhe zu kommen, bevor der europ. Wahnsinn unseren Alltag ebenfalls vorübergehend erfassen wird. Corona, Krieg und Energiekrise war für uns seit Mai kein Thema und da wir nur rudimentär Nachrichten verfolgten, spielte all das in unserem Alltag keine Rolle. Wir besuchen unsere Familien und bleiben bis Ostern in der Heimat. Was dann folgt, erfährst du demnächst. Heb dir sorg und pass auf dich auf.