Die Überfahrt mit der Festos Palace der Minoan Lines nach Piräus verlief ebenso ruhig und entspannt wie die Hinfahrt. Die von uns gebuchten VIP Seats – das sind grosszügige Ledersitze, die man zu ca. 2/3 herunterklappen kann – erfüllten ihren Zweck und ermöglichten uns einige Stunden Tiefschlaf. In Piräus angekommen, machten wir uns auf den Weg nach Thessaloniki. Entgegen unserer ursprünglichen Absicht entschieden wir uns für die Rückreise über Bulgarien und Rumänien. Ein erneuter Besuch Albaniens war damit hinfällig.
Inzwischen hatten wir uns mit Freunden in Dresden und in der Nähe von Laucha in Sachsen-Anhalt verabredet. Es erschien uns sinnvoller, die Rückreise durch Osteuropa zu beenden und über Tschechien nach Deutschland einzureisen.
Griechenland fordert uns erneut
Nachdem wir den sehr zähen Morgenverkehr von Piräus hinter uns gelassen hatten, entspannte sich die Lage und wir näherten uns Nordgriechenland ohne weitere Zwischenfälle. Nach einer Übernachtung, etwa eine Stunde vor Thessaloniki, erreichten wir am späten Vormittag die bulgarisch-griechische Grenze. Die Griechen sorgten durch sehr penible Grenzkontrollen für einen grossen Stau, während die Bulgaren die Menschen passieren liessen. Bulgarien ist nicht Mitglied des Schengener Abkommens, was als Rechtfertigung für das griechische Verhalten diente. Nach etwa 90 Minuten Stau passierten wir die Grenze und waren in Bulgarien.
Weine aus Bulgarien
Nach dem Kauf einer gültigen Vignette hiess es wieder einmal eine Campsite für die kommende Nacht zu finden. Fündig wurden wir bei den Engländern John und Sara auf ihrer Eco Campsite Kamping Kromidoro. Dieser Campingplatz ist wunderbar angelegt und lud uns zum Verweilen ein. Mülltrennung und Recycling gehörten bei ihnen ebenso zum guten Ton wie eine Beratung über das Weinanbaugebiet in der Umgebung. Nach einem Tag der Entspannung und Regeneration machten wir uns zu Fuss auf den Weg zur ca. 5 km entfernten Villa Melnik, dem führenden Weingut der Region. Die drückende Schwüle machte uns zu schaffen, aber nach einer Stunde erreichten wir wohlbehalten das Weingut.
Schon von Weitem sah Guido einen weissen Pavillon auf dem Gelände und ein Verdacht kam auf: Auf diesem Weingut wird eine Hochzeit gefeiert. Dieser Verdacht bestätigte sich bei unserer Ankunft – die Vorbereitungen waren bereits in vollem Gange. Das wiederum bedeutete für uns, dass an eine ausgiebige Degustation nicht zu denken war. Die Mitarbeiter wuselten umher, bereiteten Tische vor oder waren mit Blumenarrangements beschäftigt. Nach einem kurzen Gespräch mit der verantwortlichen Mitarbeiterin konnten wir trotz des Trubels einige Weine verkosten und verliessen das Weingut ca. 20 Minuten später wieder. Wir konnten uns mit Wasser stärken und Guido brachte den gekauften Wein zurück zum Campingplatz.
Die 7-Seen Wanderung
Unser Weg führte uns am nächsten Morgen, bei bedecktem Himmel und wiederkehrendem Regen, in Richtung Sofia, der Hauptstadt Bulgariens. Wir diskutierten viel über unsere nächste Destination und am Ende kamen wir überein, dass wir den Rila Nationalpark und die damit verbundene 7-Seen-Wanderung durchziehen wollten. Das Wetter hatte uns auf der bisherigen Reise zu viele Striche durch die Rechnung gemacht. Wir waren nicht länger gewillt, das hinzunehmen und wurden trotzig. Es siegte die Hoffnung auf ein Zeitfenster, in dem wir die Wanderung bis auf 2600 m üNN durchführen könnten. Wir verliessen die Autobahn und buchten uns am Fuss des Nationalparks in Sapareva Banya auf dem hiesigen Campingplatz ein. Die Menschen waren ausgesprochen freundlich und sympathisch und wir blieben für vier Tage dort. Am ersten Abend zeigte sich uns dieser doppelte Regenbogen. Ist das nicht wundervoll?
Am dritten Tag wagten wir den Versuch und schlängelten uns durch den Wald hinauf in den Nationalpark. Die Strasse endete an der Talstation Pionerska auf 1520 m üNN. Von dort brachte uns ein Sessellift auf 2135 m üNN. Die Bergstation Rilski Ezera dient nicht nur als Ausgangspunkt für die 7-Seen-Wanderung, sondern beherbergt auch ein Hotel und ein Restaurant. Die Wanderung entlang der sieben Seen dauert rund drei Stunden und beinhaltet ca. 550 Höhenmeter Differenz, die es zu überwinden gilt. Der Hauptweg ist mehr oder weniger gut befestigt und beinhaltet immer wieder Aussichtspunkte, von denen man die entfernteren Seen anschauen kann, während ein alternativer Pfad unmittelbar entlang einiger Seen über Stock und Stein führt.
Ein kaputter Schuh und die Fährfahrt nach Rumänien
Da wir nach dem Erreichen des sechsten Sees eine Nebelwand vor uns erblickten, entschieden wir uns gegen den weiteren Aufstieg und bogen ab, um über die Nebenroute nach Rikski Ezera zurückzukehren. Guido verlor auf dem Rückweg eine Sohle seines Wanderschuhes, was es nicht vereinfachte. Die Schuhe waren bereits zehn Jahre alt und wurden regelmässig genutzt. Dass es passierte war für uns völlig o. k. – einzig über die Frage, ob es nicht einen besseren Zeitpunkt hätte geben können, hätten wir gerne diskutiert. Am Ende kamen wir wohlbehalten in Rilski Ezera an, fuhren zurück ins Tal und übernachteten ein weiteres Mal im Ort, bevor wir uns am nächsten Morgen aufmachten, Bulgarien in Richtung Rumänien zu verlassen.