Nach diesem Auftakt waren wir alle Vier vollkommen beflügelt und glücklich. Wir hatten nicht nur das Glück, diesen eher sehr kargen Teil des Landes in frischen Farben erleben zu dürfen, sondern waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort um in Kontakt mit Wüstenelefanten zu treten. Auf unserer Route gibt es vier Flussbetten, in denen wir Wüstenelefanten antreffen könnten. Der Ugab war der erste. Mit dem Aba Huab und dem Hoanib folgten unmittelbar zwei weitere Chancen. Wir verliessen die White Lady Lodge durch das Flussbett und folgten kleinen Tracks durchs Nirgendwo, abseits der offiziellen Pisten, um unseren Weg in Richtung Kaokoland fortzusetzen. Unser nächstes Etappenziel lautete Madisa Camp. Dieses Camp, dass auf dem Weg nach Twyfelfontein liegt, mögen wir alle Vier sehr gerne und wir waren alle bereits mehrfach dort.
Wir übernachten im Aba Huab
Das Madisa Camp war gut gefüllt, so dass wir die letzte Campsite ergattern konnten. Wir versuchten die Tagesetappen so zu planen, dass wir ca. 90-130 km Distanz nicht überschreiten. Madisa diente uns als Zwischenübernachtung und verlief entsprechend unspektakulär. Das Augenmerk lag auf der nächsten Etappe. Nach einer kurzen Fahrstrecke kreuzten wir das Flussbett des Aba Huab. Anstatt der Strasse weiter zu folgen, bogen wir ab und fuhren ins Flussbett. Nach einem guten Kilometer orientierten wir uns und suchten uns ein Schattenplätzchen. Wir wollten den heissen Mittag dort verbringen und nutzten einen von mehreren grossen Bäumen als Schattenspender. All diese grossen Bäume sind bei Elefanten ebenfalls sehr beliebt. Überall zeugten ihre Spuren von ihrer regelmässigen Anwesenheit. Wir kochten mitten im Flussbett und schätzten die Chance auf Elefantenbesuch in der Hitze sehr niedrig ein. Nach einigen entspannten Stunden und einem guten Essen verliessen wir das Flussbett auf eine angrenzende Anhöhe um dort unseren Schlafplatz einzurichten.
Es brummt
Der Abend verlief ohne Vorkommnisse. Erneut genossen wir die Möglichkeit, frei in der Wildnis zu stehen und waren von der spektakulären Umgebung begeistert. Die Erde ist wunderschön und wir waren dankbar für diese intensiven Erlebnisse. Wir gingen zeitig schlafen und gegen 00:30 Uhr wachten Sonja und Guido zeitgleich auf, da wir ein tiefes Brummen vernahmen. Das mussten Elefanten sein – das Geräusch ist uns vertraut und sorgt bei uns für ein Glücksgefühl im Magen. Am nächsten Morgen sassen wir gemütlich beim Kaffee, während Geli mit der Kamera bewaffnet das Flussbett inspizierte. Plötzlich kam Geli ausser Atem angelaufen, hatte ein aufgeregtes Gesicht, als hätte sie Gespenster gesehen und rief: „Elefanten“!
Elefanten im Flussbett!
Keine zwei Minuten später kamen sie langsam um die Ecke. Ein Elefant nach dem anderen zeigte sich und kam um die Düne. Kühe mit Kälbern, Teenager und sogar einige Bullen liefen gemütlich laufend und fressend an uns vorbei. Einige blieben unter Bäumen stehen und genossen bereits den Schatten am Morgen. Wir hockten uns auf den Vorsprung und sahen den grauen Riesen zufrieden zu. Was sind wir nur für Glückspilze! Im zweiten möglichen Flussbett sahen wir schon wieder Wüstenelefanten und dann gleich wieder eine ganze Herde. Wir sahen ihnen nach, während sie dem Flussbett um die nächste Kurve folgten und blieben gedankenverloren zurück. So konnte die Tour gerne weitergehen.
Wir sind im Kaokoland
Das Damaraland bescherte uns sehr aufregende Tage. Über offizielle Pisten fuhren wir bis zum Veterinärzaun bei Palmwag und befanden uns im Kaokoland. In Palmwag tankten wir nochmals randvoll und legten einen Zwischenstop in der Khowarib-Lodge ein. Deren Campsite bietet einige wenige ganz wundervolle Plätze oberhalb der Schlucht. Wir buchten uns dort ein und entspannten den Rest des Tages mit Blick auf die Schlucht und den in diesem Flussteil wasserführenden Hoanib. Nochmalige Einkäufe von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Zwiebeln und Tomaten erledigten wir am Folgetag in Sesfontein, wo wir die Tankstelle aufsuchten und die verbrauchten ca 14 Liter auffüllten. Es klingt für europäische Standards verrückt aber in dieser Region ist jeder Liter Diesel wichtig.
Durch den Hoanib
Von Sesfontein folgten wir der Piste nach Puros für knapp 10 km und verliessen diese in Richtung Hoanib. Wir befuhren den folgenden Teil getrennt voneinander mit deutlichem zeitlichen Abstand, da diese Region von Puderstaub geprägt war. Fährt man in einen solchen Boden, staubt es wie Puderzucker und es dauert sehr lange, bis der Staub sich gelegt hat. Die Durchquerung verlief einwandfrei und nach kurzer Zeit erreichten wir das Tor zum Konzessionsgebiet der Palmwag-Konzession. Um das Hoanibtal befahren zu dürfen wird hier eine Gebühr erhoben. Während Uwe und Geli dieses Gebiet bereits kannten, war die Durchquerung für Sonja und Guido Neuland. Das Flussbett des Hoanib war allenthalben grün und geprägt von teilweise extremem Tiefsand. Ebenso sind die Höhenunterschiede teilweise sehr bemerkenswert. Die Abbruchkanten sind mancherorts sehr massiv.
Fülle im Flussbett
Während wir damit beschäftigt waren im Tiefsand die richtigen Spuren zu wählen erschien plötzlich hinter einer Kurve, richtig, wie könnte es anders sein, ein Elefant. Wir fuhren vorbei und und suchten uns einen Bereich, der mit Steinen versehen war um dort anzuhalten und die Autos zu wenden. Wir näherten uns dem Elefant zu Fuss, da die Autos im Tiefsand stecken bleiben würden und beobachteten einen zufriedenen, ausgeglichenen Elefanten, der am Rande des Flussbettes seines Weges zog, uns wahrnahm aber vollständig ignorierte. Die formatfüllenden Aufnahmen mit dem langen Teleobjektiv zeigen wir hier nicht, denn diese sind zu normal. Als besonders gelungen empfinden wir diese Aufnahme mit 50mm Brennweite, die den andersartigen Lebensraum der hiesigen Elefanten herausstellt. Das unterscheidet diese toughen Wüstenelefanten von ihren Verwandten in den Savannen und Nationalparks. Die Fülle, die die Natur hier für die Talbewohner bereit hielt, war ausserordentlich und freute uns sehr.
Giraffen zum Schluss
Das erste Mal auf dieser Tour sahen wir nun auch Giraffen. Kurz vor dem Ende der etwa 70 km langen Teilstrecke durch den Hoanib, sahen wir eine grössere Gruppe unmittelbar neben und vor uns im Busch. Wir genossen diese Sichtung, bevor wir uns aufmachten einen Schlafplatz zu finden. Am Ende des Konzessionsgebietes übernachteten wir windgeschützt und liessen diesen aufregenden Tag ausklingen. Das Glück war uns erneut hold und im dritten Fluss hatten wir das unermessliche Glück, (einen) Elefanten zu sehen. Ob es uns auch im vierten Fluss, dem Hoarusib, gelingen würde? Wir wussten es zu diesem Zeitpunkt noch nicht und die Antwort auf die Frage musste noch etwas warten, denn in den nächsten Tagen standen andere Regionen und Erlebnisse an.