Über Gaborone zum Khutse Game Reserve
Wir verliessen die Kursgruppe in Mashatu einen Tag vor dem offiziellen Kursende. Wir verpassten einen Game-Drive und einen gemeinsamen Sundowner am Abend, aber wir gewannen Zeit. Dies ermöglichte uns, auf dem Weg nach Khutse eine Zwischenübernachtung in Gaborone einzulegen und die lange Etappe an zwei Tagen fahren. Am nächsten Morgen fuhren wir entspannt in Richtung Khutse GR. Dieser eher unbekanntere Park grenzt an den südlichen Teil der Zentralkalahari und bietet eine ähnliche Vegetation und Tierwelt. Hier hatten wir uns für vier Nächte eingebucht und waren sehr gespannt, was uns erwarten würde.
Seit wann ist der Adapter klappbar?
Kurz nach unserer Ankunft sahen wir eine der im Park seltenen Giraffen im Abendlicht. Als Guido sie fotografieren wollte, bemerkte er, dass etwas nicht stimmt. Der Adapter, der zwischen Kamera und 500 mm Teleobjektiv sitzt, war plötzlich klappbar. Wie auch immer das passiert war, das musste behoben werden. Im Camp angekommen inspizierte Guido den Schaden und konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen. Der Adapter war zwar klappbar, funktionierte aber weiterhin tadellos. Er durfte nicht vollständig brechen und keinen Schaden an der Elektronik erleiden. Guido fixierte ihn mit starkem Klebeband und der erste Test verlief erfolgreich.
Das Objektiv war weiterhin nutzbar – allerdings wussten wir beide nicht wie lange das Provisorium hallten würde, denn die Kombi aus Kamera und Objektiv wiegt +/- 5 kg. Am nächsten Morgen erkundeten wir Teile des Parks. Als wir gegen späten Vormittag ein Trompeten hinter einem Baum hörten, freuten wir uns zunächst. Zum Vorschein kam ein Elefantenbulle, der sich als etwas gestört herausstellen sollte. Die blosse Anwesenheit von Autos versetzt ihn in einen Zustand höchster Erregung und sein Hobby bestand darin, Scheinangriffe durchzuführen. Er wollte uns also jagen. Wir verliessen die Region in normalem Tempo und er folgte uns mit wehenden Ohren und aufgestelltem Rüssel (damit hat er sich verraten: bei einem echten Angriff wird der Rüssel eingeklappt) laut trompetend.
Regen, Regen und nochmals Regen
Der kurz darauf einsetzende Regen machte es nicht besser. Es sollte bis zum nächsten Abend weiter regnen. Wann immer wir irgendwo hinkamen, sahen wir ausser vielen Büschen, gelegentlich Oryx Antilopen, Springböcke und einige Straussen. Der Park war ansonsten wie ausgestorben. Sonja machte den Vorschlag, doch schon einen Tag eher den Park zu verlassen und einen Zusatztag in Ghanzi einzulegen. Wir könnten dann entspannt unsere Wäsche waschen und uns auf die Zentralkalahari vorbereiten. Das würde bedeuten, noch einen Tag und eine weitere Nacht im Park zu verbringen – Guido war einverstanden. Guido hatte ein paar Sorgenfalten im Gesicht, wenn es um die Prognose der Nutzbarkeit seines Objektivs ging.
Am nächsten Morgen zeigte sich erneut kein Tier. Einzig der Dauerregen war unser ständiger Begleiter. Sonja schlug vor, spontan auszuchecken und nach Gaborone zu fahren, um einen neuen Adapter zu kaufen. Guido war jedoch skeptisch, was die Verfügbarkeit in Gaborone betrifft. Andererseits war es sicher einen Versuch wert. So machten wir uns auf den Weg aus dem Park. Die Ranger kannten das Problem mit dem ‚crazy Elephant‘. Sie wissen nicht, was sie mit ihm machen sollen – immerhin ist noch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen.
Let’s ‚make a plan‚
80 km nach dem Park fuhren wir in eine kleine Stadt, in der wir auftanken konnten und über eine 3G Verbindung verfügten. Guido konnte googeln und fand einen grossen Fotohändler in Gaborone. Die Dame am Telefon war echt nett aber was Guido von ihr wollte, verstand sie nicht. Er googelte die Nummer von Sigma Südafrika und rief dort an. Nein, in Botswana gibt es leider keine Händler, aber wenn wir in Gaborone sind, wäre es uns ja vielleicht möglich über die Grenze zu fahren?
In Rustenburg gibt es einen Händler. Der hat den Adapter sicher nicht auf Lager, aber wenn wir ihm sagen können, wann wir da sind, machen sie einen Plan für uns. Einen Plan machen, benötigt in Afrika mehr als 4 Tage – meist eine Woche – und die Zeit haben wir nicht. Entweder finden wir eine Lösung die sich innerhalb von 24 Stunden umsetzen lässt oder Guido muss voraussichtlich bis zu unserem Rückflug in die Schweiz mit dem Provisorium weiterreisen.
Die Lösung liegt in Südafrika
Guido ruft nach kurzer Überlegung nochmal an und nach einem knappen Telefonat fragt er Sonja: „Schatz, hast du Lust auf einen kurzen Trip nach Johannesburg? Cameraland hat den Adapter vorrätig. Wir können heute nach Gaborone fahren und morgen früh gehen wir über die Grenze, fahren nach Joburg und sind morgen Abend wieder in Botswana.“
Alles in allem fuhren wir knapp 1.000 extra Kilometer. Wir mussten einen Umweg in Kauf nehmen, da die Grenzstelle, die wir überqueren wollten, leider durch einen Road Block und einen Streik nicht nutzbar war. Am Ende des Tages befand sich zwischen Kamera und Objektiv ein nigelnagelneuer Adapter. Die Lieferung erhielt Cameraland knapp 3 Stunden vor unserer Ankunft – das nennt sich dann vorrätig!
Auf dem Weg in die Kalahari
Die Fahrt durch Südafrika war angenehm und schlauchte uns weniger als wir vermuteten. Am nächsten Tag stand die Anreise zum CKGR (Central Kalahari Game Reserve) auf dem Plan: 650 km auf dem Trans Kalahari Highway bis nach Ghanzi, unserem Tor zur Kalahari. Hier wollten wir nicht nur übernachten, sondern auch den Wagen volltanken, letzte Reserven einkaufen und uns für die nächsten 19 Tage vorbereiten. In Ghanzi, um die Mittagszeit angekommen, spürten wir langsam die vielen Kilometer der letzten Tage. Wir waren einfach müde und brauchten etwas Ruhe.
Wir mieteten uns im Kalahari Arms Hotel ein – ein Hotel mit einer angeschlossenen Campsite, heissem Wasser, schnellem Internet und einem Restaurant. Alles in allem genau das was wir brauchten. Wäsche-Service boten sie für Camping-Gäste leider nicht an und so blieb Sonja auf der Campsite und wusch unsere Wäsche, während Guido die Einkäufe erledigte und das Auto waschen liess. Zwei Stunden später war alles erledigt. Nachdem der Blog aktualisiert war und Mails, SMS und Whatsapp beantwortet waren, gönnten wir uns noch eine Dusche und gingen ins Restaurant zum Essen. Selber zu kochen kam für uns an diesem Abend nicht infrage.
Ecotraining meldet sich
Guido staunte nicht schlecht, als er in den E-Mails ein Mail von EcoTraining vorfand. Sie reagierten auf die Kritik, entschuldigten sich und erklärten dies und jenes. Sie luden uns ein, zu einem späteren Zeitpunkt unserer Reise eine neue Erfahrung mit ihnen zu machen. Wir sollten einen Eindruck erhalten wie sie wirklich sind und das es sich nur um eine Verkettung unglücklicher Umstände handelte. Wir vereinbarten, dass wir uns melden, sobald wir uns in Südafrika befinden. Dann könnten wir sehen, ob es eine Möglichkeit gibt und wie sie aussehen könnte. Gegen 20.00 Uhr fielen wir satt und müde ins Bett und stellten uns keinen Wecker.