Etosha Durchquerung von West nach Ost

Einfahrt in den Etosha über das Galton Gate

Nachdem wir nun die neue Kreditkarte in Kamanjab abgeholt haben und kurz darauf freischalten konnten, haben wir auf die Situation reagiert und unseren Plan geändert. Nach einem zweitägigen Ruheaufenthalt im Kamanjab Restcamp machten wir uns auf den Weg, den Etosha Park durch das Galton Gate im Westen zu betreten. Wir buchten zwei Tage Parkeintritt und wollten in Okaukuejo die erste Campsite beziehen und in Namutoni, unweit des Lindquist Gates, die Zweite. Auf die Art konnten wir bequem den Park einmal von West nach Ost durchqueren. Unsere Vorurteile in Bezug auf den Etosha Nationalpark waren gross und ursprünglich wollten wir den Park auslassen. Guido freute sich dann doch, denn der Eintritt in den Park eröffnete den Teil unserer Reise, bei der es hauptsächlich um Tierbeobachtung geht. Die Landschaft im Park ist sehr abwechslungsreich – von dichtem Buschland, über die Pfanne bis hin zu savannenartigen Bereichen hat es alles.

Massentourismus im Camp

Wir waren vorgewarnt, dass die Sichtungen im Westteil häufig eher mau sind und so sahen wir den Teil als Durchfahrt-Strecke nach Okaukuejo an. Wir kamen am frühen Nachmittag in dem riesigen Camp an und es war nicht unser Ding. Für uns ist das zu gross, zu hektisch und – trotz Nebensaison – zu voll. Das Wasserloch beschert den Menschen am Abend die Möglichkeit zu entspannen und die Tiere zu beobachten. Ein Waterhole Chalet mit direktem Blick auf das Loch hat sicher seinen Reiz und wäre für uns die beste Wahl für dieses Camp. Der Campingplatz mit seinen 42 Plätzen hat uns nicht so zugesagt. Die Lage im Park ist toll und aus strategischer Sicht ist das Camp ein Pflichtbesuch. In der Umgebung gibt es dann auch einige sehr reizvolle Strecken zu fahren. Zudem bietet die Region gleich mehrere künstliche und natürliche Wasserlöcher, die attraktive Tiersichtungen versprechen.

Wir sahen am späten Nachmittag dann noch mehrfach Elefanten und genossen die Dickhäuter wieder einmal. Da wir eher die Nebenstrecken fuhren, verpassten wir einen Leoparden, eine Löwin mit Jungen und drei Geparden. Diese haben sich alle unweit der Hauptstrassen aufgehalten, wie wir von zwei Schweizern  und einer jungen Italienerin am Abend erfuhren. An einem grossen Wasserloch konnten wir noch drei Löwen ausmachen. Sie hatten kugelrunde Bäuche und waren satt. Dadurch ergab sich das bizarre Bild, dass sie durch grosse Herden Springböcke und Zebras marschierten und sich keine Sekunde für die eigentliche Beute interessierten. Nach einer recht lauten Nacht verliessen wir das Camp am nächsten Morgen und fuhren langsam Richtung Namutoni Camp. In Halali machten wir Mittagspause und verbrachten einige Stunden im kühlen Schatten und entkamen der drückenden Mittagshitze.

Namutoni – der Lichtblick unter den Camps im Etosha

Frisch gestärkt erkundeten wir den Pfannenrand der grossen Etosha Pfanne. Die Sicht in das Nichts am Horizont ist surreal und eindrücklich. In Namutoni angekommen, checkten wir ein und genossen das wesentlich kleinere und ruhigere Camp. Hier gefiel es uns wirklich gut! Wir erkundeten die Umgebung und umrundeten die ‚Fishers Pan‘, eine kleinere Pfanne neben der Etosha Pfanne. Im Sightings Book wurde eine Leopardensichtung in Klein Namutoni erwähnt. Wir fuhren dorthin und trafen zunächst auf ein sehr attraktives Wasserloch. Dort tummelten sich mehrere Giraffen und nach einer Weile der Beobachtung versuchten wir unser Glück und suchten den Leoparden.

Uns war schnell klar, dass wir sehr viel Glück bräuchten, um ihn zu finden, denn die Umgebung ist sehr felsig und buschig und wenn er nicht gesehen werden will, dann werden wir ihn niemals finden. Nach etwa einer Stunde war uns klar, dass wir ihn nicht sehen würden und wir besuchten erneut das Wasserloch. Zu unserer Freude war gerade ein Black Rhino eingetroffen und so hielt dieser Game-Drive doch noch eine wunderbare Sichtung für uns bereit. Wir standen mit einem weiteren Auto sicher für 45 Minuten dort und beobachteten das Rhino und die Giraffen bevor wir ins Camp zurückkehrten und uns auf die Nacht vorbereiteten. Am nächsten Morgen standen wir so früh auf, dass wir kurz nach Öffnung des Tores das Camp verlassen konnten. Wir entschieden uns, den kleinen Streifen zwischen den beiden Pfannen gen Norden zu fahren und fuhren alle Stichwege ab.

Elefanten überall

Dann plötzlich passierte es: Eine riesige Herde Elefanten trat aus dem Buschland ins Freie und wollte die Strasse überqueren. In der Nähe gab es ein Wasserloch und so machten wir uns auf den kurzen Weg, um sie dort zu erwarten. Wir konnten uns glücklicherweise gut bewegen, da wir auf der, den Elefanten abgewandten Teil der Strasse fuhren. Nach kurzer Wartezeit kamen sie dann trompetend in Reih und Glied durch den Busch marschiert und steuerten zielstrebig das Wasserloch an. Es nahm kein Ende und am Ende waren es um die fünfzig Tiere. Sie hatten auch Jungtiere dabei und wir freuten uns sehr, denn solche Herden versprechen in der Regel beste Unterhaltung,

Nach kurzer Zeit war es dann mit der Ruhe vorbei und mehrere Game-Vehicles von Lodges der Umgebung ausserhalb des Parks trafen ein. Sie informierten sich natürlich über Funk. Wir hatten das Glück, dass wir bereits dort standen, als die Elefanten ankamen. Diese verteilten sich, nach kurzen überprüfenden Blicken, um unser Auto herum und frassen, nachdem sie genug getrunken hatten. Es war ein wundervolles, friedliches Erlebnis und wir waren sehr glücklich. Sie zu beobachten, wie sie miteinander umgehen, ist einfach fantastisch. Dazu die Halbstarken, die einen Heidenspass haben, mit aufgestellten Ohren und laut trompetend Gänsen hinterherzujagen die am Wasserloch sitzen. Für uns ist so eine Herde allerbestes Unterhaltungsprogramm.

Auf der Suche nach dem Leopard

Als sie sich etwas zurückzogen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Wasserloch um zu schauen, ob wir nochmals Glück haben sollten. Uns fiel ein Game Vehicle auf, dass mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Klein Namutoni fuhr. „Sie haben garantiert den Leoparden gefunden“, sagte Guido und nahm die Verfolgung auf. Wir wussten, dass wir diesen Meister der Tarnung ohne fremde Hilfe wohl nicht finden würden. Deshalb hefteten wir uns an die Fersen des Fahrzeugs und als er dann in Richtung Klein Namutoni von der Strasse abbog, waren wir sicher, dass der Leopard gefunden wurde. Wir sahen dann drei Fahrzeuge unmittelbar am Strassenrand stehen und verlangsamten unser Tempo. Ein deutsches Paar, dass wir am Vorabend in Namutoni an der Rezeption getroffen hatten, erklärte uns, wo der Leopard sich aufhielt. Wir warteten geduldig, bis das erste Fahrzeug sich entfernte und wir seinen Platz einnehmen konnten. Trotz Kenntnis, wo der Leopard sein sollte, konnten wir ihn nicht sehen.

Unsere Feldstecher zeigten nur Büsche und Felsen. Dann, nach weiteren 15 Minuten Wartezeit verabschiedete sich das zweite Fahrzeug und wir konnten uns neu positionieren. Wir achteten darauf, dass wir keinem die Sicht versperrten. Zwischenzeitlich traf ein neues Auto mit Lodge Gästen ein und der Fahrer benahm sich wie die berühmte Axt im Walde. Wir intervenierten und nach einer kurzen Diskussion benahm er sich anständig und zog sich sichtlich schmollend zurück. Der Leopard bewegte sich kurz und kam hinter seinem Felsen hervor. Wir konnten ihn dann mehr schlecht als recht sehen. Diese Tiere sind der absolute Hammer. Für uns sind sie die perfekten Camouflage Meister und wir waren froh, dass er sich kurz gezeigt hat. Das Verhalten der Menschen lief unter dem Strich sehr gesittet ab und bis auf kleinere Dinge wurde niemand wirklich behindert. Nachdem wir die Stelle verlassen hatten, tankten wir noch kurz in Namutoni und machten uns auf den Weg um den Park zu verlassen. Nach einem freundlichen Plausch mit der Beamtin am Gate peilten wir unser nächstes Ziel an: Roys Rest Camp.

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