Von Maun zur Nxai Pan -Potholes mit etwas Fahrbahndecke
Durch den Besuch von Toyota in Maun kamen wir später wieder auf die Strasse. Natürlich nutzten wir noch die Gelegenheit und stockten unsere Vorräte unplanmässig auf, bevor wir uns auf den Weg zur Nxai Pan machten. Die A3 ist gelinde gesagt eine Frechheit. Auf einer Strecke von 35 km gibt es mehr Schlaglöcher als Fahrbahndecke und für dieses Teilstück benötigt man mehr als eine Stunde Zeit. So mancher Pkw fuhr im Schritttempo in Schlangenlinien über die Strasse.
ab zum South Camp in den Norden
Wir schafften unseren Zeitplan nicht und kamen mit etwa einer Stunde Verspätung am Gate der Nxai Pan an. Wir meldeten uns an und erfuhren, dass etwa 70 % des Parks aufgrund des Regens nicht befahrbar war. Unsere Campsite im nördlichen Teil des Parks (South Camp 🙂 ) sollte aber ohne Probleme erreichbar sei. Wir fuhren ohne Schwierigkeiten die knapp 45 km durch Tiefsand bis zum Büro in South Camp. Als wir auch da die Anmeldung erledigten, wurden wir auf der Ebene vor den Campsites von einer Gruppe Deutscher mit einer La-Ola-Welle empfangen. Sie hatten sich an die Ebene gesetzt und tranken ihr Bier mit Blick auf die grasenden Zebras. Grossartig!
Unsere Campsite war etwas abgelegen und unsere Nachbarn, zwei Engländer, sassen dort schon den ganzen Tag und warteten auf den Mechaniker des Vermieter. An ihrem gemieteten Toyota Hilux gingen vor einigen Tagen plötzlich die ABS-Lampen an und weitere Lampen leuchteten auf. Der Besuch einer Werkstatt brachte nichts und der Vermieter riet dazu die Lampen zu ignorieren. Einige Stunden vor unserer Ankunft haben dann bei ihnen während der Fahrt im Park die Bremsen versagt und sie wurden durch einen Baum gestoppt. Der Vermieter bat sie, das Auto doch nach Maun zu bringen (haha) und ausserdem müssten sie für den entstandenen Schaden aufkommen. Wir hören wirklich manch lustige Geschichte auf unserer Reise und sind froh, dass wir uns für einen eigenen Wagen entschieden haben!
Die Wege sind gut befahrbar
Als wir am Morgen nach dem Game-Drive in das Camp zurückkehrten, waren sie weg – ein Indiz, dass zumindest jemand da war. Der Game-Drive am Morgen verlief positiv. Wir bemerkten, dass der Ranger am Eingang scheinbar die Zahlen verwechselt hatte. Wir schätzten, dass etwa 70 % der Wege gut befahrbar waren und nur 30 % eher nicht. Die Ebenen und Graslandschaften, die von kleineren Wäldern und Buschstreifen durchzogen waren, beherbergten hauptsächlich Zebraherden und Oryx-Antilopen. Wir genossen die Herden und vor allem – deshalb waren wir eigentlich hergekommen – die Neugeborenen bzw. den Nachwuchs. Wir hatten das Vergnügen, junge Zebras beobachten zu können aber wir sahen deutlich mehr trächtige Stuten. Scheinbar waren wir etwas zu früh in der Nxai Pan.
Where are the lions?
Löwen? Ja, Löwen gibt es aber niemand hat sie seit mehreren Wochen gesehen. Etwa eine Woche vorher war das dominante Männchen nachts zu hören, aber seither herrschte Ruhe. Die Ranger zuckten nur mit den Schultern. Wir befuhren sämtliche Teile der Region und stellten fest, dass die Wege rasch abtrockneten und die matschigen Bereiche von Stunde zu Stunde besser wurden. Als wir am Mittag von unserem ersten – ausgedehnten – Game Drive zurückkehrten, waren wir alleine. Alle anderen Camper waren abgereist und somit hatten wir den Park für uns ganz alleine.
Wir sahen nichts Besonderes mehr und am nächsten Morgen – planmässig sollten wir in den südlichen Teil zu Baines Baobab in die Pfanne fahren – beschlossen wir, vor dem Transfer noch einen Game-Drive zu einem Wasserloch zu unternehmen. Da ist es dann passiert: Vor uns, der Tag war gerade angebrochen, lagen sechs Löwinnen auf der Ebene und genossen die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Das waren also die Löwen, die seit Wochen niemand mehr gesehen hat. Sie lagen verteilt über die Ebene und als zwei von ihnen begannen, in geduckter Haltung zu Büschen zu kriechen, hatten wir das erste Mal das Gefühl, dass wir Zeuge einer Jagd werden könnten.
Sehen wir eine Jagd?
Die Erfolgsquote von Löwen ist nicht besonders hoch (etwa 9:1) aber alleine Zeuge eines Jagdversuchs zu sein ist eine Seltenheit. Nach einer ereignislosen Stunde – potenzielle Beutetiere befanden sich in ca. 2 km Entfernung – zogen sich die Löwinnen nach und nach in das dichte Buschwerk beim Wasserloch zurück. Sie begannen zu schmusen und zu schlafen. Es war klar, dass aller Voraussicht nach bis zum Nachmittag nichts läuft aber was, wenn doch ein einzelnes Tier vorher zum Wasserloch kommt? Wir fuhren zum Büro und entschieden umzubuchen. Wir vereinbarten, dass wir eine Nacht länger in South Camp bleiben konnten und erst am nächsten Morgen zu Baines Baobab fuhren.
Als wir zum Wasserloch zurückkehrten, war keine der Löwinnen mehr zu sehen. Wir positionierten uns im Schatten einer Akazie und Guido beging den strategischen Fehler, einem Guide der einzigen Lodge in der Region unsere Sichtung zu verraten. Bei Sichtungen kommt es zum Grossteil darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Deshalb teilen wir unsere Erkenntnisse gerne mit anderen und finden es nicht korrekt, alles für sich zu behalten. In diesem Fall wäre es allerdings besser gewesen, wie sich später herausstellte.
Wir haben Sitzfleisch
Wir verharrten den gesamten Tag bei den Katzen. Am späten Nachmittag tauchten nacheinander mehrere Fahrzeuge der Lodge auf. Wir hatten uns etwa 50 Meter vor dem Wäldchen positioniert und hatten freie Sicht auf das Wasserloch und die Bäume. Wir wollten die Szenerie nicht beeinflussen und glaubten daran, dass eine Jagd, wenn sie erfolgen würde, dann in unsere Richtung erfolgen müsste. Was wir nicht auf dem Plan hatten, waren die Game-Vehicles der Lodge. Sie fuhren nicht nur direkt zu den Bäumen, sondern auch noch hinein. Nie werden wir verstehen, was den Unterschied ausmachen soll, ob ich ein Tier in 10 Meter Entfernung sehe oder in 4 Meter.
Die Guides haben sich also für den Spatz in der Hand (Löwinnen im dunklen Busch) und gegen die Taube auf dem Dach (jagende Löwinnen) entschieden. Vorbeiziehende Giraffen prüften die Lage umgehend. Diese Autos und das ständige hin- und herfahren war praktisch gleichbedeutend mit einem grossen Hinweisschild – am Ende war es bizarr: 7 Giraffen starrten auf eine Stelle im Dickicht.
Geht da etwas – nach 10,5 Stunden Wartezeit?
Als dann, nach endlosem Warten – wir befanden uns nun seit 10.5 Stunden bei den Löwinnen – eine Gruppe Zebras zum Wasserloch kam, kurz trank und umgehend auf die Ebene hinauslief, war alles vorbei. Die Löwinnen haben es verpasst sich zu positionieren. Die Szenerie hätte nach unserer Meinung einen Erfolg garantiert. Als die Zebras weg waren, kam eine der Löwinnen aus dem Dickicht. Sie lief auf der Rückseite des Wasserlochs entlang des Buschwerks und verharrte an der Stelle, an der sie hätte sitzen müssen als die Zebras da waren. Sie sah ihnen noch nach…
Keine Toten!
Nach und nach kamen sie dann alle raus und legten sich noch in die Abendsonne ans Wasserloch – sie hatten aufgegeben. Wir machten einige Fotos im Abendlicht und nach insgesamt elf Stunden warten fuhren wir zurück ins Camp. Am Ende des Tages waren wir froh, dass es keine Toten gab. Uns stellte sich allerdings die Frage, welchen Anteil die Guides der Lodge am Scheitern hatten. Wir haben verstanden, dass die Gründe und Absichten unserer Handlung und der Guides mit den Gästen vollkommen unterschiedlich waren.
Viele Guides wollen ihren Gästen ‚etwas‘ zeigen. Ob das Licht gut ist oder ob es sinnvoll ist zu warten, spielt für sie eine untergeordnete Rolle. Wir haben selbstverständlich auch schon andere Guides erlebt (leider nicht auf dieser Reise). Aller Voraussicht nach werden wir in nicht alltäglichen Situationen in der Zukunft auf derartige Hinweise verzichten. Die Interessen sind einfach unterschiedlich.
Ab in die totale Einsamkeit bei Baines Baobab
Am nächsten Morgen fuhren wir in die einsame Pfanne bei Baines Baobab. Wir genossen den Tag in der totalen Einöde und es gab ausser uns niemanden in dieser atemberaubenden, vollkommen reduzierten Natur. Der Pfannenrand war gut befahrbar und wir genossen diese grosszügige Weite aus Nichts. Ein grau/weisser Boden – that’s it.
Der Abend und die Nacht waren spektakulär. Baobabs sind so besondere Bäume und wir standen mitten zwischen Ihnen. Die Grösse wird bei der Relation mit dem Auto erst richtig deutlich.