Immer wenn Guido vonm Mana Pools National Park sprach, hatte er diese märchenhafte Stimmung auf den Bildern im Sinn. Eine Atmosphäre, als ob bald Elfen oder Gnome erscheinen würden. Der Besuch 2019 war mehr als ernüchternd. Die Stimmung war nirgends zu finden, es war nach der Regenzeit unvorstellbar trocken und nach drei Nächten mussten wir den Park mit einer Elefantensichtung und unzähligen Tsetse Fliegen Verletzungen bei Sonja verlassen. Bereits 2019 stand allerdings für uns fest, dass wir wiederkommen würden. Nun, etwa 3 1/2 Jahre später, war es so weit. Wir verliessen die Eastern Highlands und machten uns auf den Weg. Die Strecke ist zu lang für eine Nonstop-Fahrt und zusätzlich zu der nötigen Zwischenübernachtung, entschieden wir uns für einen weiteren Stopp. Die Geschichte dazu teilen wir gerne.
Gosho Park und zwei Überraschungen
Als wir in Bulawayo bei Burkes‘ Paradise verweilten, lernten wir Henry kennen. Henry ist Busfahrer und fährt Kinder einer Privatschule von der Schule nach Hause. Diese wohnen in der Schule und sind alle paar Wochen für eine Woche zu Hause. In dieser Woche hat Henry frei und wenn die Zeit gekommen ist, sammelt er die Kinder alle wieder ein und bringt sie wohlbehalten zurück in die Schule. Henry verbrachte seine Freiwoche ebenfalls in Burkes‘ Paradise und so unterhielten wir uns mehrfach mit ihm. Die Gespräche waren sehr tiefsinnig und wir lernten Henry als eine sehr liebenswerte Person kennen. Als er unsere Pläne erfuhr, empfahl er uns einen Zwischenstopp in einem kleinen privaten Recreational Park zwischen Mutare und Harare. Dieser Park beherbergt eine kleine Campsite und ein Bush Camp.
Als wir dort ankamen, erfuhren wir, dass sich Schüler einer benachbarten Schule im Bush Camp aufhielten und dort lernten. Die Mitarbeiterin schickte uns zur Campsite und empfahl uns eine Campsite, die etwas am Rande gelegen ist, da sich auch auf Teilen der Campsite eine Gruppe Jugendlicher aufhielt. Wir folgten der Beschreibung und als Guido um die Ecke bog, sahen wir einen grossen Schulbus am Rand stehen. Guido spekulierte, dass Henry sich im Gosho Park aufhielt und Sonja lachte ihn aus. Als wir unseren Campingspot fanden, eine schöne kleine Campsite neben einem riesigen runden Felsen, umgeben von einem kleinen Mopanewald, inspizierte Sonja die Einrichtung. Guido richtete derweil das Camp ein und als er gerade fertig war, stand Sonja grinsend vor ihm. Neben ihr stand der bis über beide Ohren lachende Henry.
Wir staunen nicht schlecht
Was für eine Überraschung! Unsere Freude war gross und wir unterhielten uns erneut lange, bevor wir Henry ins Camp begleiteten. Er chauffierte dieses Mal nicht simbabwische Schulkinder, sondern einen österreichischen Männer- und Knabenchor! Dieser Chor war auf Afrikatournee und hatte am Abend einen Auftritt. Am nächsten Tag fuhren sie weiter nach Victoria Falls, bevor sie nach Sambia reisen und nach diversen Auftritten dort den Heimflug antreten. Wir waren total begeistert. Nicht nur hatten diese Jungs fantastische Stimmen, sondern auch die Möglichkeit in sehr jungen Jahren ihren Horizont zu erweitern und die Welt kennenzulernen. Wir hatten am Abend ein zufriedenes Glücksgefühl im Bauch und schliefen ganz wunderbar. Am nächsten Morgen brachen wir dann auf, um zu sehen, was der Mana Pools National Park bei unserem zweiten Besuch für uns bereithielt.
Guido spekuliert über Mana Pools
Nach einer weiteren Übernachtung in Chinhoyi – wir kannten diesen Ort noch aus 2019 – folgte die finale Etappe bis zum Park. Hinter Makuti muss man an der Permitstelle eine Eintrittskarte besorgen, ansonsten kommt man nicht hinein und muss diese Kilometer zweimal fahren. Die eigentlichen Buchungen erfolgen dann an der Rezeption mitten im Park. Im Mana Pools National Park gelten dieselben Bedingungen wie in den anderen Parks. Als Walk-In Gast bekommt man attraktive Konditionen, ist aber hier in der Wahl eingeschränkt. Die Special-Rates gelten in Mana Pools nur für das Main Camp. Uns störte das noch nie, denn die Stellplätze, direkt am Ufer des Sambesi, gespickt mit regelmässigen Besuchen von wilden Tieren aller Art, ist jeden Cent wert.
Ob wir da in 50 Meter Entfernung eventuell noch Nachbarn haben, ist für uns beide vollkommen irrelevant. Während der Fahrt lachte Guido verschmitzt und äusserte, dass sich in seinem Bauch ein sicheres Gefühl breitmacht, dass der Park dieses Mal tolle Sichtungen bereithalten würde. Er spekulierte auf Wild Dogs und besondere Momente mit unseren Lieblingen, den Elefanten. Löwen, so sagte er, spielten keine grössere Rolle. Selbstverständlich spekulierte er nur – wissen konnte er das in keinster Weise.
Zum Start eine Büffelherde
Wir erledigten das Prozedere und passierten die beiden Schranken im Abstand von 30 km. Nach weiteren 45 km auf Wellblechpisten fuhren wir durch Mana Pools, passierten den Long Pool und wussten nun sicher: Wir sind wieder da! Ein Besuch bei der Rezeption brachte Klarheit: Chitake Springs, ein Ort am anderen Ende des National Parks, war den ganzen Monat ausgebucht und stand nicht zur Verfügung. Das Main Camp war wie immer frei und so buchten wir uns kurzerhand dort für drei Nächte ein. Wir waren kaum auf der Campsite angekommen, da erspähten wir zwei massive Büffel, die gemütlich aus dem Unterholz in Richtung Campsite spazierten. Nach wenigen Minuten befand sich eine kleine Herde auf der Campsite, verteilte sich und graste gemütlich. Sie erreichten unser Fahrzeug und machten keine Anstalten, uns zu meiden. Als dann noch eine Elefantenbulle auftauchte und unmittelbar vor uns begann, die Rinde eines Baumes abzuschaben, waren wir endgültig geflasht. Das war doch ein vielversprechender Auftakt.
Badende Elefanten und ein Hippo
Nachdem der Elefant sich zurückgezogen hatte und die Büffel uns unsere Komfortzone wieder überlassen hatten, entspannten wir und erholten uns von der anstrengenden Anreise. Der abendliche Game-Drive fiel verkürzt aus. Am Mana Mouth lief eine Löwin gemütlich am Ufer entlang. Um dorthin zu gelangen, war eine Wasserdurchfahrt nötig. Sonja wollte dies auf keinen Fall, stimmte der Durchfahrt aber dann dennoch zu, als klar wurde, dass eine Vermeidung einen Umweg von etwa 45 Fahrminuten bedeutete. Die Durchfahrt entpuppte sich als total einfach – es war nicht einmal der Allrad nötig. Leider befand sich die Löwin mittlerweile in einem für uns unzugänglichen Bereich und so gelangen nur noch Fotos zu dokumentarischen Zwecken. Wir fuhren alsbald zum Sambesi, wo wir mit Niederländern verabredet waren. Wir hatten diese bereits im Caprivi in Namibia getroffen und trafen sie zufällig im Camp wieder.
Bei einem gemeinsamen Sundowner konnten wir Elefanten im Abendlicht beobachten, ein Hippo, dass gemütlich graste und einige Elefanten, die ihren Ausflug auf eine vorgelagerte Insel durch eine Vorführung ihrer Schwimmkünste beendeten. Was für ein erster Tag. Zufrieden und glücklich schliefen wir ein.
Mana Pools National Park offenbart die Märchenstimmung
Der nächste Tag war geprägt von Erkundungstouren. Wir verschafften uns einen Überblick über die einzelnen Regionen und deren aktueller Beschaffenheit. Im schönen Morgenlicht stellte sich bei einigen Bildern die märchenhafte Stimmung ein, die Guido immer vor seinem Auge sah. Das aussergewöhnlichste Bild dieser Reihe ist wohl das Hippo, das durch den Märchenwald spaziert. Ansonsten prägten Elefantenbullen das Bild. Zurück im Camp konnten wir das freche Wesen der Vervet Monkeys bei Nachbarn festhalten. Die kleinen Diebe raubten uns den letzten Nerv. Was immer wir vor der Nase hatten, war gefährdet, sobald sich der Blick abwendete. Diesen Dieben gelang es, Dinge vom Tisch zu stehlen, während wir an ihm sassen. Was sie einmal an Esswaren hatten, gaben sie nicht mehr her. Tupperdosen oder andere Verpackung warfen sie nach einer Zeit vom Baum. Sie entwickelten sich zu einer wahren Plage. Wir passten unser Verhalten an und liessen absolut nichts Essbares irgendwo herumstehen oder liegen.
Back on foot
Gemeinsam mit den beiden Niederländern buchten wir einen Bush Walk für den nächsten Morgen. Im Morgenlicht präsentiert sich Mana Pools eben ganz aussergewöhnlich. Das wollten wir mit der Faszination nutzen, zu Fuss den Busch zu erkunden. Wir freuten uns sehr und fanden uns pünktlich um 06.00 Uhr bei der Rezeption ein. Der Ranger, er nannte sich Talent, war ebenfalls da und bereit. Er fuhr bei Stefanie und Dan im Auto mit und nach einer kurzen Fahrt und einer uns bekannten Einweisung über das Verhalten bei einem Bush Walk, ging es dann endlich los. Wir genossen es, nach 3 1/2 Jahren wieder zu Fuss unterwegs zu sein. Es ist soviel harmonischer als mit dem Auto zu fahren. Das Gefühl der Integration stellte sich umgehend wieder ein. Wir erkundeten das Gebiet und näherten uns diversen Elefantenbullen. Einer von ihnen war besendert und wir hofften, den Boswell-Trick, den Stand auf den Hinterbeinen, erleben zu dürfen. Der Bulle versuchte es, schaffte es aber leider nicht, sein Gewicht mit den Beinen zu stemmen. So blieb es beim Stretching in ganz wundervoller Atmosphäre. Das Schauspiel wiederholte sich an mehreren Stellen im Park.
Löwen und eine freudige Überraschung
Nach etwas über einer Stunde Bush Walk kehrten wir zu den Autos zurück und fuhren zu Mana Mouth. Wir wollten die Region wechseln und sehen, was wir dort finden würden. Auf dem Weg trafen wir Game Vehicles der umliegenden Camps und erfuhren, dass Löwen einen Waterbuck gerissen hatten. Talent führte uns an die Stelle und wir erahnten den Körper einer Löwin im dichten Unterholz. Sie frass dort an dem Waterbuck. Viel war nicht zu sehen und nachdem die anderen Rudelmitglieder satt gefressen und faul in kurzer Distanz ebenfalls im Unterholz gelegen waren, beschlossen wir weiterzufahren.
Es ging das Gerücht um, dass sich Wild Dogs am Mana Mouth aufhalten. Kaum waren wir dort angekommen, sahen wir zwei weitere Autos parken und Menschen liefen zum Fluss. Wir taten es ihnen gleich und zu unserer totalen Freude, erspähten wir ein Rudel Wild Dogs, die nahe dem Fluss im Schatten lagen. Einige gingen zum Baden und trinken in den Fluss. Sonjas Augen leuchteten und der Tag war gerettet. Mehr noch: Sonja war endlich mit Mana Pools versöhnt.
Die Natur ist einmalig
Ein einziger Morgen kann so vor Fülle sprühen. Erst die Elefanten im besonderen Licht und dann noch die Wild Dogs, die uns die Möglichkeit gaben, ihnen ganz nah zu sein und die uns tolerierten. Wir beendeten nach einer Weile unsere Tour mit Talent, brachten ihn zurück zur Rezeption und kehrten ins Camp zurück, um über Mittag zu ruhen. Am späten Nachmittag fuhren wir nochmals auf eigene Faust zum Mana Mouth und zu unserer Freude waren die Wild Dogs immer noch dort. Nun hatten wir sogar die fantastische Gelegenheit, sie aus einer anderen Perspektive zu beobachten. Am nächsten Morgen verliessen wir zufrieden und glücklich den Mana Pools National Park und fuhren in Richtung Kariba. Dort bereiteten wir uns auf den Grenzübertritt ins wilde Sambia vor. Mana Pools hat uns dieses Mal gezeigt, was möglich ist, wenn man mit etwas Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Was für ein zauberhafter, fast magischer Ort!