Durch den Fluss
Der Transfer nach Khumaga – zum Eingang der Makgadikgadi Pan – erwies sich als reibungslos. In Rakops, einem kleinen Ort nahe der Zentralkalahari, hatten wir das Glück, Diesel zu erhalten. Das ersparte uns etwa 120 km Umweg. So standen wir einige Stunden später am Ufer des Boteti und bestaunten die Fähre, die verlassen und einsam am Flussufer lag. Der Eingang des Parks liegt auf der anderen Flussseite und uns war rasch klar, dass die Fähre ihren Betrieb wegen Niedrigwasser eingestellt hatte. Guido stieg aus, um die Lage zu erkunden. Er ging das Flussufer entlang, um herauszufinden, ob es irgendwo eine gute Furt gab. Dann entdeckte er im Schatten eines Baumes zwei Teenager und beschloss, sie zu befragen. Es entstand der folgende Dialog:
Guido: Hi – how are you?
Teenies: Fine and you?
Guido: I’m also fine. Do you know a place where it is shallow enough to cross the river?
Teenies: Yes, drive through where you are.
(wir standen vor der Fähre und es gab einen „richtigen“ Fluss)
Guido: Are you kidding?
Teenies: No. You don’t get stuck. You can make it without problems.
Guido (nach einer Denkminute): Ok but where is the best path to cross?
Teenies: follow us, we will show you the way.
Sie zogen sich bis auf die Unterhosen aus und machten sich parat.
Guido kehrte zum Auto zurück, setzte sich hinters Steuer und liess den Motor an.
Wir müssen da durch
Sonja: Und? Hast du eine Stelle ohne Wasser gefunden?
Guido: Nein
Sonja: Mist, wie kommen wir jetzt rüber?
Guido: Wir fahren durch den Fluss
Sonja: Wie bitte? Wo?
Guido: hier, neben der Fähre
Sonja: Du nimmst mich hoch!
Guido: Nein, tue ich nicht
Die beiden standen bereit und auf Guidos nochmalige kurze Frage, wie tief das Wasser sei, zeigte einer der beiden auf seinen Oberschenkel. Guido vertraute ihnen – es nutzt ja nichts. Im 4×4 Modus folgten wir ihnen und fuhren im Schritttempo in den Boteti. Sonja hielt sich fest und war sehr angespannt. Sie glaubte an kein gutes Ende und sah unser Auto mit uns bereits wegschwimmen oder untergehen. Als die Jungs bis zum Bauchnabel im Wasser standen und der Fluss nur noch einige Zentimeter davon entfernt war unsere Motorhaube zu überspülen, wurde Sonja bleich und leichte Panik machte sich im Gesicht breit. Guido war konzentriert und hatte keine Zeit darauf einzugehen und liess das leise „Sch***“, das er ständig neben sich vernahm, unkommentiert.
Dann nahm der Wasserspiegel wieder ab und wir näherten uns sicher dem anderen Ufer. Dort angekommen, bekamen unsere beiden Führer ein gutes Trinkgeld und wir waren glücklich und konnten uns beim Gate anmelden. Scheinbar fuhren nicht viele Menschen durch den Fluss, denn als uns die Dame im Büro am Eingang der Makgadikgadi Pan fragte, woher wir kamen, sagten wir „Khumaga“. Als wir auf ihr „aber die Fähre fährt doch gar nicht“ antworteten: „Nein, deshalb sind wir durch den Fluss gefahren“, sahen wir in zwei grosse Augen, die uns ungläubig ansahen. Dabei verlief die Flussquerung absolut reibungslos und ohne den Hauch von irgendwelchen Schwierigkeiten. Der Innenraum war vollständig trocken und Wassereinbrüche blieben aus.
Wir treffen ein Brautpaar aus 2017
Wir hielten uns für zwei Nächte im nahen Khumaga Camp auf und befuhren diesen Teil der Makgadikgadi Pan. Die Vegetation bestand hier zunächst aus Buschland und einem Flussbett, an dem man Sandpisten befahren konnte, um die Ereignisse am Fluss zu beobachten. Ein Brautpaar, das Guido 2017 fotografisch begleitete, war zur selben Zeit mit der Familie auf einer mobilen Safari im Park und wir waren darauf bedacht sie irgendwie zu treffen. Bei einem Game Drive am zweiten Tag war es dann so weit. Als wir in Richtung ihres Camps fuhren, trafen wir sie, da sie wiederum unsere Region befahren wollten. Was für eine Überraschung und ein tolles Erlebnis! Wir tauschten uns aus und sollten uns nochmals wiedersehen…
Ein grimmiges Gesicht und eine Schnellfeuerwaffe
Die Sichtungen an diesen Tagen waren sehr mau. Das aufregendste Erlebnis war das Befahren einer main road auf der auf einmal ein no entry-Schild stand. Das war an einer Gabelung zu einem kleinen Pfad. Wir überlegten kurz und kamen zu dem Schluss, dass das Schild verdreht sein muss und das no entry sich auf den Pfad bezieht. Wir fuhren weiter und wenige hundert Meter später sahen wir in eine Schnellfeuerwaffe und standen vor einem ‚Tarncamp‘ mit einem riesigen Stopp-Schild. Vor uns standen Mitglieder der Anti Wilderer Einheit, die aussahen als wollten sie in den Krieg ziehen. Einer war nett und lächelte, der andere, der mit der Waffe, war sehr mürrisch und böse. Wir konnten einer Verhaftung entgehen und fuhren rückwärts den Weg zurück. Fazit: Das Schild stand ausnahmsweise richtig und der für uns befahrbare Weg wäre der kleine Pfad gewesen.
Sehr beeindruckend waren die wenigen Elefantenbullen, denen wir begegneten. Leider trafen wir sie immer im tiefen Dickicht an und einmal bei sehr hartem Licht am Fluss. Wir verzichteten beide Male auf Fotos und beschränkten uns auf den Genuss der Begegnung. Der jagende Eisvogel war ein wundervoller Zeitvertreib. Nach dem Rüttelflug stürzt er kerzengerade hinab. Ihn hat unsere Anwesenheit nicht gestört. Die Rufe der Seeadler sind immer wieder ein Erlebnis. Guido ist verliebt in diese majestätischen Vögel. Auf dem Weg in den anderen Teil der Makgadikgadi Pan trafen wir Guidos Brautpaar erneut. Sie waren gerade auf dem Weg den Park zu verlassen und in die Zentralkalahari zu fahren. Unser Treffen wurde von einer kleinen Gruppe Löwen im hohen Gras begleitet.
Landschaft, Landschaft, Landschaft
Im Osten der Makgadikgadi Pan angekommen, änderte sich die Vegetation sehr deutlich. Das Buschland wich einer unglaublichen Weite aus Grassavannen. Wir sollten in den kommenden zwei Tagen bis auf wenige Oryx-Antilopen keine Tiere zu Gesicht bekommen. Das allererste Mal zeigten sich die für diese Jahreszeit bekannten dramatischen Wolkenformationen und so entspannten wir länger im Camp und genossen den Ausblick, der sich uns bot.
Abstecher nach Maun
Am Abreisetag verliessen wir den Park sehr früh und fuhren nach Maun um neue Vorderreifen zu kaufen. Das Profil war auf 3 mm abgefahren und das war uns für die Pistenzustände zu wenig. Alles ging ganz reibungslos und da unser Keilriemen anfing zu quietschen, besuchten wir noch Toyota Maun und trafen auf einen sensationellen Mechaniker.
Am Ende hatten wir zwei neue Reifen und einen neuen Keilriemen. Eine neue Dichtung am hinteren Differenzial gab es obendrauf und das in Namibia beschriebene ‚Klong‚ bei Verschränkungen war weg – der junge Mann war ein Lichtblick!
Unser Auto verfügt noch zusätzlich über eine Luftfederung, die man je nach Ladungsgewicht zwischen 1 und 5 bar aufpumpen kann. Eine kleine Metallplatte unterhalb dieser Airbags war leicht verkantet und verursachte das Geräusch. Er befreite die Platte mit einem Brecheisen und einem Hammer und alles war gut. Der Service bei Toyota in Maun war sensationell und die Rechnung war überraschend niedrig. Definitiv unsere Helden, wobei Toyota in Francistown, Botswana auch ganz hervorragend war. Servicearbeiten am Auto sind bei der Beanspruchung einfach wichtig. Wir lassen alles regelmässig prüfen, tauschen das Öl alle ca. 5.-7.000 km und bei Notwendigkeit werden Verschleissteile erneuert und dafür läuft Bilbo (ja, wir haben dem Auto auch einen Namen gegeben) wie eine Eins!