Auf nach Südafrika
Nachdem wir Botswana über einen kleinen Grenzübergang verlassen hatten, fuhren wir etwa 150 km durch Farmen, über Schotterpisten und durch Steinwüsten, welche von Touristen eher selten befahren werden. Unsere Vorräte waren aufgebraucht und der Kühlschrank leer. Wir fuhren nach Vryburg, der ersten grösseren Stadt in Südafrika auf unserem Weg in den Nordosten des Landes. Wir nutzten die Gelegenheit, um die Vorräte aufzustocken, eine neue SIM-Karte für das Handy zu besorgen und eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Die Suche gestaltete sich vergleichsweise einfach, denn laut Tracks4Africa gab es lediglich ein Hotel mit Campsites, das etwa 3 km ausserhalb der Stadt lag.
Dort angekommen, lernten wir einen Pensionär kennen, der dort für eine Woche wohnte, da er gelegentlich seinen alten Coaching-Job für ehemalige Klienten ausübte. Am nächsten Morgen wollten wir gerne der hiesigen Toyota-Niederlassung einen Besuch abstatten, um den nächsten Service durchführen zu lassen. Sonja bestand zudem darauf, zu einem Augenarzt zu gehen, da sie seit einiger Zeit in einem Augenlid ein unregelmässiges Zucken verspürte und glaubte, dass ein Insekt die Ursache sei. Wir fielen müde ins Bett und der Pensionär war am nächsten Morgen äusserst liebenswert. Er rief seinen Klienten an und erkundigte sich für uns nach einem Augenarzt – Chapeau!
„Always lock your doors“
Die Adresse von Toyota war auch schnell ermittelt und schon konnte es losgehen. Nicht ganz, denn zunächst bat uns der Pensionär, für unsere Sicherheit beten zu dürfen. Die Kriminalität steige unaufhörlich und wir müssten stets die Türen verriegeln und die Fenster schliessen, besonders in Städten, riet er uns. Nachdem er den lieben Gott gebeten hat, auf uns aufzupassen, fuhren wir los. An diesem Vormittag warnten uns ganze fünf Menschen vor kriminellen Mitmenschen. Darunter waren auch zwei schwarze Südafrikaner und wir hatten das Gefühl im falschen Film zu sein. Bei Toyota lief alles glatt – wir machten den obligatorischen Ölwechsel und es war an der Zeit für neue Bremsklötze vorne.
Nach einer Stunde war alles erledigt und nach dem Besuch beim Augenarzt in einer Privatklinik (der Arzt kommt exakt an einem Tag im Monat!) und der Erkenntnis, dass es sich um nichts Gefährliches handelt, machten wir uns auf den Weg in Richtung Krüger Nationalpark. Wir wussten noch nicht wie weit wir fahren wollten. Sonja hatte den Grundplan über den Haufen geworfen und hatte die beiden kleineren Nationalparks, die Guido ausgewählt hatte, um die Etappen besser fahrbar zu gestalten, als ’nicht besuchenswert‘ eingestuft.
Empfehlungen sind Gold wert
Just in dem Moment traf eine Nachricht von Rosana ein. Rosana und Mark trafen wir mehrfach in der Zentralkalahari und wir hatten gute Gespräche miteinander und tauschten unsere Kontaktdaten aus. Mark ist Niederländer und Rosana Brasilianerin und beide leben in Colorado, USA. Sie haben sich einen Land Cruiser gekauft, der in Pretoria privat stationiert ist und kommen mind. 2x/Jahr ins südliche Afrika. Als Rosana unsere Route las, empfahl sie uns, unbedingt nach Pretoria zu fahren. Sie schickte uns zu dem Paar, wo ihr Auto versorgt wird. Die beiden haben erwachsene Kinder, ein grosses Haus, ein riesiges Grundstück und Lust Menschen kennenzulernen. Somit gründeten sie eine Unterkunft für Backpacker. In ihrem (parkähnlichen) Garten kann man campen, den Pool darf man auch benutzen und wenn man möchte, kann man für einen lächerlich niedrigen Betrag mit ihnen hervorragend essen.
Zwischenstopp in Pretoria
Das klang doch alles perfekt und nach Übermittlung der Kontaktdaten, meldeten wir uns bei Kevin und Cécile Trollope in Centurion und wir hatten Glück. Sie nahmen uns gerne auf und weil die beiden herzensgute Menschen sind, blieben wir direkt zwei Nächte und hatten eine unglaublich gute Zeit. Kevin ist Südafrikaner und Cécile Französin. Sie haben zwei Söhne und zwei Töchter, die überall in der Welt verstreut sind (Berlin, Kanada und Mosambik). Diese Unterkunft ist über alle Massen zu empfehlen und sie bieten neben dem Garten für Camper auch ein Gästehaus mit zwei Schlafzimmern und einem grossen Bad an. Alles bewegt sich auf gehobenem Niveau – nur die Preise sind vergleichsweise moderat bis günstig und das Essen ist unglaublich lecker!
und noch eine Empfehlung
Kevin wiederum verwies uns für unsere Weiterfahrt an gute Freunde. Diese besitzen in Louis Trichardt eine Farm und vermieten Campsites so wie Cottages und eine Wohnung. Wir kürzen es ab: Gail und Alistair Maytham (Farm Zvakanaka) waren der nächste Knaller. Wir kamen an, besichtigten die Campsite Swiss (what else?), verliebten uns und blieben zwei Nächte. Gail lud uns für den nächsten Abend zum Dinner ein und es war als würden wir uns bereits Ewigkeiten kennen. Beide sind in Simbabwe geboren, Gail hat zudem einen britischen Familieneinschlag, und sie leben seit Langem in Südafrika. Insbesondere in Bezug auf unseren geplanten Trip nach Simbabwe konnte uns Al eine Menge Informationen geben. Prädikat: besonders empfehlenswert. Bevor wir nach Simbabwe fahren, werden wir sie voraussichtlich nochmals besuchen und sie und ihre Farm geniessen.
In den Krüger National Park
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg, den Krüger National Park durch das nördlichste Tor, das Pafuri Gate, zu betreten. Wir hatten keinerlei Buchungen und wollten schauen, was uns erwartete. Der Ranger am Tor lachte uns an und sagte: „Keine Reservierungen? Wir haben Schulferien, wissen sie das?“ Ja, wir hörten davon – spät zwar, aber wir hörten es. Schulferien bedeutet, dass halb Südafrika den Trailer aus der Garage holt, hinter das SUV spannt und irgendwo hinfährt. Für uns war das eher ein Spiel und wir wollten sehen wie weit wir kommen – ohne Buchungen, in einer Zeit, in der der Park unter fully booked läuft.
Um es vorwegzunehmen: der Krüger Park ist nichts für uns. Das hat vielfältige Gründe. Die allerwichtigsten: Der Park besteht überwiegend aus Teerstrassen und ist konzipiert, um es Gespannen zu ermöglichen ihn zu bereisen. Insofern tummeln sich dort viele Limousinen. Wohnwagen von 6+ Meter Länge sind uns öfter begegnet als Geländewagen. Alle Camps im Park sind eingezäunt. Wenn du es gewohnt bist, dich frei bewegen zu können, fühlst du dich schnell eingesperrt. Die Tore schliessen zur besten Fotozeit – um 18.00 Uhr. Dann muss jeder im Camp sein. Bist du das nicht, zahlst du nach einer Karenzzeit von max. 15 Minuten 1000 ZAR Strafe (CHF 70).
Der Norden ist vergleichsweise dünn besucht und bot uns immer die Möglichkeit bei Game-Drives der Masse an Autos zu entgehen. Man muss im Grunde nur Wege fahren, die etwas von den Camps entfernt sind und schon ist man alleine. Je weiter wir in den Süden vorgedrungen sind, desto schlimmer wurde es. Guido wollte nach vier Tagen und zwei Camps (Punda Maria und Shingwedzi) gerne den Park verlassen. Sonja wollte gerne sehen, was weiter passiert. Von der Tierwelt bietet der Krüger Park eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Sichtungen. Es geht einzig um das Drumherum was nicht stimmt. Guido stimmte zu und so blieben wir weiterhin im Park und arbeiteten uns von Tag zu Tag und Camp zu Camp weiter in den Süden vor.
Erlebnisse mit Südafrikanern
Was allerdings hoch ins Gewicht fällt, ist die sofort erkennbare Unkenntnis vieler Besucher. Elefanten beispielsweise können Motorengeräusche nicht leiden, weshalb man bei einer Sichtung freundlicherweise den Motor abstellt. Südafrikaner halten davon nicht so viel. Sie fahren mit geschlossenen Fenstern und Air Condition und lassen den Motor gleichermassen ständig laufen. Mehrere Male haben wir mitgelitten, wenn ein Pkw neben einem Elefanten hin und her fährt und ihn praktisch verfolgt. Am Ende geht es darum, dass jemand von der Rücksitzbank mit dem Handy ein Foto machen kann. Der Elefant flüchtete immer mit lautem trompeten und Laufschritt in den Busch. Die Menschen wissen es nicht besser, weil es ihnen niemand erklärt.
Es gibt kein Merkblatt, keine Information – einfach nichts. Der Krüger Nationalpark ist mit Sicherheit einer der wirtschaftlich ertragreichsten Nationalparks der Welt. Es wäre eine Kleinigkeit, Besucher auf einige Verhaltensweisen aufmerksam zu machen und es den Tieren in einigen Situationen einfacher zu machen. Südafrikaner sind als Gäste in Afrika berüchtigt und geniessen keinen guten Ruf. Wir können das nun nachempfinden. Die Südafrikaner, die wir im Krüger Park angetroffen haben, waren überwiegend laut und haben gigantische Camps aufgebaut. Sie haben die Nacht mit bis zu 2 m langen LED-Leisten zum Tag gemacht und wenig bis keine Rücksicht auf Mitmenschen genommen. Wir wollen und können das nicht verallgemeinern, aber wenn unsere Freunde in Namibia nun über südafrikanische Gäste sprechen, oder Gästehausbesitzer in Botswana dies tun, dann verstehen wir was sie meinen.
Wir sind im Süden angekommen
Letztlich haben wir es tatsächlich geschafft, uns vom Norden bis ganz in den Süden zu arbeiten. Wir haben unglaubliche 13 Nächte im Park verbracht. Davon 6 Nächte in zwei tollen Camps. Das Tsendze Camp, etwa in der Parkmitte gelegen, besticht durch eine vergleichsweise erhöhte Privatsphäre und bietet mit Roger, dem Camp Manager, einen Menschen, der immer lächelt und gut gelaunt ist („you get sick if you don’t smile“).
Roger weiss alles über Eulen und hat jedem, den es interessierte, die Eulen im Camp gezeigt. Das Camp war sehr sauber und gepflegt und bot eine sehr angenehme Atmosphäre. Das zweite Camp das zu überzeugen wusste, war das Malelane Camp. Es ist absolut klein, liegt in der Nähe des südlichsten Ausgangs und bietet etwa 10 Campern Platz. Hier wohnten wir zwei Nächte, bevor wir endgültig den Park verliessen und uns Richtung Eswatini (ex Swasiland) aufmachten.
Für wen ist der Krüger Nationalpark ein Segen?
Toll ist der Krüger Park für Familien mit kleinen Kindern. Uns ist kein Game Reserve bekannt, wo es möglich ist mit kleineren Kindern wilde Tiere anzuschauen und Game Drives zu unternehmen. Zudem ist es mit kleinen Kindern etwas anderes in der Wildnis ohne Zaun zu kampieren. Wir wollten den Krüger besichtigen und haben das nun getan. Trotz wundervoller Sichtungen, insbesondere die badenden Elefanten sind da zu nennen, haben wir im Moment kein Verlangen auf eine Wiederholung. Nun, nach knapp 4 Monaten im Busch, gönnen wir uns eine Auszeit und reisen über Eswatini in den Süden und schauen, ob wir irgendwo ein Plätzchen zum Baden finden – entweder in Südafrika oder in Mosambik.