Unser Weg in den Gonarezhou
Unsere erste Station nach der Ankunft in Simbabwe sollte der Gonarezhou NP sein. Dieser Park, der Bestandteil des grenzüberschreitenden ‚Greater Limpopo Transfrontier Park‚ ist, besticht durch seine Natur und die Wildheit. Nun ja. Bei sich zu bleiben, auf sein Gefühl zu hören und eine grösstmögliche Klarheit zu erlangen, ist unser Rezept für die Reise durch das Leben. Simbabwe war mit grossen Herausforderungen in Form von Lebensmittel- und Benzinknappheit konfrontiert.
In der Hauptstadt Harare kam es immer wieder zu Demonstrationen und es gab Militäreinsätze gegen die Demonstranten. Dabei starben Menschen. Über Simbabwe und die aktuelle Krise ist viel zu lesen. Viele Menschen kennen jemanden, der wiederum jemanden kennt, der kürzlich da war und ***.Das alles stimmt und ist real. In Krisen ändern sich Situationen aber stetig und wir haben Simbabwe seit November intensiv im Auge behalten und uns gesagt, dass wir das Land bereisen möchten, wenn es irgendwie machbar ist. Nach unserer Ansicht war es nun machbar und somit reisen wir im Land.
Die aktuelle Lage
Die Demonstrationen sind seit einiger Zeit vorbei und es gab auch keine Militäreinsätze mehr. Die drei hartnäckigsten Aussagen im Internet sind diese:
- Die Road Blocks der Polizei sind wieder aktiv und sie schikanieren dich und zocken dich ab
- Du musst stundenlang an Tankstellen warten, um an Diesel zu kommen, wenn du überhaupt etwas bekommst
- Essen ist nicht vorhanden und wenn dann überteuert
Die Road Blocks der Polizei haben wir etwa 15 Minuten nach dem Grenzübertritt kennengelernt. Unsere Erfahrung war die, dass vor uns ein Lastwagen angehalten wurde, um diesen zu kontrollieren. Der Polizist hat umgehend den Gegenverkehr angehalten und uns durchgewunken um unsere Reise fortsetzen zu können. Er hat dabei freundlich gelächelt. Zum jetzigen Zeitpunkt, als dieser Bericht verfasst wird, haben wir neun Road Blocks hinter uns gebracht. Bei keinem wurden wir angehalten. Niemand hat mit uns gesprochen, überall hatten wir freie Fahrt. Nach unserer Ansicht hat die Polizei die Anweisung Touristen mit Samthandschuhen anzufassen.
Unsere Tankerlebnisse
Getankt haben wir mittlerweile bereits zweimal. Das lief so, dass wir an die Tankstelle fuhren, den Herren dort baten aufzufüllen, danach bezahlten und wieder abfuhren. Das hat in beiden Fällen weniger als fünf Minuten an Zeit benötigt wobei wir uns vorstellen können das es von der Grösse der Stadt abhängig ist. Wir haben an USD-Tankstellen getankt. Diese akzeptieren ausschliesslich USD und diese auch nur in bar.
Der Preis ist mit 1.25 USD/Liter absolut akzeptabel – das entspricht aktuell 1.26 CHF/Liter. Zum Vergleich: in Südafrika betrug der Preis zuletzt umgerechnet 1.22 CHF/Liter. Die Menschen sind unglaublich nett (dazu später mehr) und helfen, wo sie können. Eine solche Tankstelle zu finden ist kein Problem und mit der Information ist es nicht nötig, sich in die lange Schlange der einheimischen Fahrzeuge einzureihen, die darauf warten mit lokaler Währung bzw. mit Karte zahlen zu können.
Lange Warteschlangen und bestückte Supermärkte
Diese warten bis zu 24 Stunden(!). Die längste Schlange, die wir selbst gesehen haben, war geschätzt 300 Meter lang und ging über mehrere Strassenzüge. Das Problem ist hier nicht das Tanken selbst, sondern die Bezahlung. Viele Menschen haben Bargeld, wollen das aber nicht ausgeben, da sie Angst haben keines mehr zu bekommen. Also zahlen sie mit Karte oder Eco Cash (auf dem Handy). Die Geräte funktionieren aber unzuverlässig und das verursacht die unendlichen Wartezeiten. Die Supermärkte sind glücklicherweise wieder gut bestückt.
Die Preise sind normal – ein Brot kostet bspw. etwa 0.6 USD (2.20 ZIM Dollar), eine Stiege mit 30 Eiern etwa 2.60 USD (10 ZIM Dollar). Wir sind bestens vorbereitet mit Lebensmitteln für 4 Wochen, schauen aber einfach gerne, ob wir frisches Gemüse oder Obst erhalten. Zuletzt haben wir für 4 Bananen 1 ZIM Dollar gezahlt, das entspricht weniger als 0.26 USD. Die irrsinnigen Preise in der Phase als es nichts gab, sind derzeit Vergangenheit. Wir können den Menschen nur wünschen, dass die Versorgungssituation stabil bleibt und zumindest Lebensmittel verfügbar sind. Alle drei Punkte sind also zurzeit nicht zutreffend – was uns unsere Reise sicher erleichtert.
Neugierde begleitet uns zum Gonarezhou NP
Durch die lange Wartezeit an der Grenze, waren wir gezwungen, eine Zwischenübernachtung einzuplanen. Unser GPS zeigte eine Campsite an der Nuanetsi Game Ranch an. Diese Campsite lag zwar recht abseits aber für die Zufahrt zum Gonarezhou war sie günstig gelegen. Also entschieden wir uns, dort unser Glück zu versuchen. Wir verliessen die A4 und fuhren quer durch die Game Ranch, vorbei an kleinen Dörfern und Hausansammlungen.
Egal wo wir vorbeikamen, überall wurden wir freundlich begrüsst. Die Menschen lachten, winkten und reckten ihre Daumen in die Höhe. Immer dann, wenn wir abbiegen wollten, kamen wir an eine Schranke und ein Security-Mitarbeiter verweigerte uns die Durchfahrt und schickte uns weiter geradeaus. Es wurde immer dunkler und wir waren längst nicht mehr auf dem richtigen Weg.
Die Menschen sind freundlich
Wir passierten erneut eine Schranke und waren wieder auf kommunalem Grund. Überall begegneten uns Menschen zu Fuss oder auf Eselskarren. Hier kommt selten ein Auto vorbei. Nie werden wir eine alte Dame vergessen. Diese war dabei den Platz vor ihrer Hütte mit einem kleinen Handbesen zu fegen, als sie die Geräusche unseres Autos hörte. Sie warf schwungvoll den Besen weg als sie uns sah und begann zu hüpfen. Sie legte ihr breitestes Lachen auf und winkte, was ihre Arme hergaben. Wir übertreiben nicht, wenn wir feststellen, dass die Menschen zu >90 % extrem positiv auf uns reagierten. Ein wirklich tolles Gefühl.
Es wurde immer dunkler und uns wurde klar, dass wir wild kampieren mussten. Wir suchten uns eine kleine Lichtung, die etwas abseits des Weges lag, vermieden Lärm und ein Lagerfeuer und gingen zeitig schlafen. Hunde bellten in einiger Entfernung und gegen 4:30 Uhr standen wir nach einer guten Nacht wieder auf, packten zusammen und verliessen die Lichtung so, wie wir gekommen waren.
Ein Alptraum bahnte sich an
Wir fuhren noch im Dunkel der Nacht, langsam um nicht mit Eseln oder Kühen zu kollidieren, als Guido riesige Spinnennetze wahrnahm, die quer über die Strasse gesponnen waren. Wir konnten nicht erkennen, was das für Spinnen waren, aber sie waren gross. Die Netze hatten sicher eine Höhe von etwa 2 Metern und gingen über die gesamte Breite des Weges (etwa 2.50-3 Meter). Wenn wir hindurchfuhren und die Netze zerstörten, landeten die Spinnen zwangsläufig auf dem Auto und fuhren als blinde Passagiere mit.
Wir luden auf diesem Weg an die 40(!) dieser mit Beinen ca. 10-13 cm langen knallbunten Krabbeltiere auf und wir trauten uns nicht mal mehr ein Fenster einen Spalt zu öffnen. Als es heller wurde und wir durch eine offenere Landschaft fuhren, hatte Sonja die glorreiche Idee doch mal auszusteigen und sich das Spinnendilemma anzuschauen. Guido war froh über dieses Angebot, hasst er doch Spinnen wie die Pest. Die nächsten 10 Minuten verbrachte Sonja damit, grosse Äste aufzulesen und begleitet von lauten Ahhhs und Uhhhs Spinnen von unserem Auto zu entfernen.
Endlich erreichen wir den Gonarezhou NP
Diese Prozedur wiederholten wir noch zweimal und irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir vermeintlich Spinnen frei und erreichten einen Nebeneingang des Gonarezhou NP. Wir trugen uns im Buch ein, und folgten der Beschreibung zur Rezeption als wir plötzlich vor dem Fluss Runde standen. Auf der anderen Seite des Flusses ging der Weg weiter. Guido zuckte mit den Schultern und sagte: „dann fahren wir mal hier durch“ wobei Sonja, die Flussdurchquerungen aufrichtig hasst, wieder auf ihrem Sitz rumzappelte und gar nicht einverstanden war. Bevor wir uns versahen, erreichten wir die gegenüberliegende Seite und Sonja war dann doch wieder beruhigt. Sie konnte zu der Zeit noch nicht ahnen was noch auf uns zukommen sollte.
Die Chilojo Cliffs sind ein Genuss
An der Rezeption angekommen, buchten wir uns für 4 Nächte im Park ein und kauften noch etwas Feuerholz. Beim Verstauen desselben bemerkte Guido einen weiteren vergessenen blinden Passagier. Diese allerletzte Spinne wurde zur Attraktion der Dame von der Rezeption. Wir fuhren in Richtung der Chilojo Cliffs und erlebten einen wilden Park ohne Besucher, dafür mit einer grandiosen Natur.
Wir wurden informiert, dass die Elefanten des Parks leicht aggressiv reagieren würden. Der Park, der einseitig unmittelbar an Mosambik grenzt, hat mit Wilderei-Problemen zu kämpfen. Wir erreichten die Campsite an den Klippen und waren hin und weg. Was für ein wundervoller Ort war das? Die Campsite lag erhöht direkt am Flussbett mit Blick auf die Klippen, die sich riesig vor uns aufbauten.
Der Nebel überrascht uns
Hier kann man es länger aushalten. Am Nachmittag kamen Elefanten ins Flussbett und tranken. Eigentlich sollten wir am nächsten Tag den Fluss Runde nochmals überqueren und auf der Seite der Klippen den Park nordwärts fahren, um auf einer der dortigen Campsites zu übernachten. Uns wurde aber eingebläut bei leichtem Regen direkt zurückzukehren, da der Fluss sonst eventuell unpassierbar sein könnte.
Dazu kam es nicht, denn in der Nacht begann es zu regnen und am Morgen begrüsste uns ein dichter Nebel, der die Klippen in eine mystische Stimmung hüllte. Wir verzichteten auf die Überfahrt und blieben die kommende Nacht ebenfalls an den Klippen. Ein Elefant besuchte uns im Camp und stellte sich etwa 20 Meter neben uns unter einen Baum. Er stand einfach da, legte seinen Rüssel über die Stosszähne und ruhte.
Neue Erlebnisse mit Elefanten
Wir machten weiter wie vorher und nach etwa einer Stunde zog er langsam weiter. Von Aggression keine Spur. Am nächsten Morgen machten wir einen Game-Drive auf einem von zwei grossen Loops, sahen zwei Wilddogs und trafen auf Elefanten. Im Anschluss fuhren wir zu einer Campsite nahe dem Eingang. Dort konnten wir in unmittelbarer Nähe Hippos beobachten. Zudem nutzten Elefantenbullen dieses Gewässer gerne zum Baden und Raufen. Wir hatten eine herrliche Zeit und einer der Elefantenbullen stattete uns einen Besuch ab. Guido sass gerade in dem dort verfügbaren kleinen Unterstand der Schatten spendete und war mit Bildbearbeitung beschäftigt. Sonja war Wäsche waschen, als dieser Bulle unser Camp betrat und anfing an den Bäumen zu fressen.
Guido schaute ihm etwa 30 Minuten zu, bevor er zurück an den Laptop kehrte, als der Bulle neugierig immer näher kam. Die beiden schauten sich, etwa 2.50-3.00 Meter voneinander entfernt, nur durch einen der als Dachträger dienenden Baumstämme getrennt, in die Augen. Der Bulle kehrte dann um, frass etwa für weitere 15 Minuten und verschwand danach im Dickicht. Das war eine unglaublich intensive Begegnung, die Sonja leider verpasste. Sie spürte instinktiv, dass etwas vor sich ging, aber sie wollte die Tätigkeit nicht unterbrechen. Erstaunlich, was uns unser Gefühl immer wieder ermöglicht, wenn wir darauf hören. Leider verpasste sie dadurch dieses Zusammentreffen, was sie im Nachhinein sehr ärgerte.
Wir verlängern
Da uns der Park sehr gefiel, fuhren wir am nächsten Tag zur Rezeption um eine Nacht zu verlängern. Vielleicht besucht uns der Elefant ja ein weiteres Mal? Der freundliche Mitarbeiter überzeugte Guido, doch für drei Tage zu bleiben und das es sich lohnen würde, doch noch auf die andere Flussseite zu fahren, um die dortigen Regionen und verschiedene Vegetationen zu erkunden.
Nach kurzer Besprechung stimmten wir zu und querten den Fluss ein weiteres Mal. An der hierfür vorgesehenen Stelle sind zur Erleichterung grosse Steine im Flussbett verlegt worden. Leider fehlen Markierungen und so sind diese Steine eher hinderlich als nützlich, da man seitlich absackt, sobald man die unsichtbare Route verlässt. Die Durchfahrt Tiefe betrug etwa 40-45 cm.
Wir fuhren den Abenteuern entgegen
Die Fahrt entlang des Flusses wurde zum echten Wilderness-Trail. Erosion hatte Wege vernichtet, Tracks waren durch hohes Gras unsichtbar und von Elefanten umgeworfene Bäume versperrten uns den Weg. Wir mussten bei der Durchfahrt eines Trockenflusses eine Böschungskante von etwa 50 cm überwinden und uns Kilometer für Kilometer vorarbeiten. Nach etwa 10 km kamen wir auf einen Weg, der erstmals überzeugend aussah und uns tatsächlich für etwa 20 km eine einigermassen sorgenfreie Fahrt ermöglichte. Unschön waren die total verängstigten Elefanten, die plötzlich laut trompetend aus dem dichten Mopanewald stürmten, mit wehenden Ohren und erhobenem Rüssel unseren Weg kreuzten, um dann sofort wieder im Dickicht der anderen Seite zu verschwinden. Obwohl wir sofort den Motor abstellten, beruhigten sie sich nur langsam.
Uns tat das weh, denn es war klar, dass diese Tiere ihr Verhalten an erhöhte Wilderei-Aktivitäten angepasst haben und stark gestresst waren. Mehrere Male noch rätselten wir auf dem Weg in den Norden, woher der Weg wohl führen würde und ohne Tracks4Africa auf dem GPS wären wir verloren gewesen und hätten das Ziel niemals erreicht. Irgendwann gegen 17.00 Uhr kamen wir dann doch an dem Ort an, an dem sich die Campsite befinden sollte. Wir standen auf der hohen Kante des Flussufers und vor uns klaffte ein Loch von etwa 15×10 Meter Durchmesser. Dieses Stück hatte der Fluss im Laufe der Regenzeit herausgespült und damit die Campsite für Autos unerreichbar gemacht. Wir beschlossen einen anderen Ort in der Nähe zu wählen und kampierten ‚wild‘ mit einem fantastischen Ausblick auf den Fluss.
Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle
Am nächsten Morgen fuhren wir – wieder mehr rätselnd als wissend – umher und genossen, soweit das möglich war, die sich verändernde Vegetation. Wir durchfuhren wunderschöne offene Wälder mit verschiedenen Wasserstellen, sahen Elandantilopen und Zebraherden, die allesamt sehr scheu waren und eine hohe Fluchtdistanz aufwiesen. An unserer zweiten gebuchten Campsite angekommen, stellten wir fest, dass es sich um eine kleine Lichtung von etwa 50 bis 60 m² Grösse handelte, die nur eine einzige Zufahrt aufwies und ringsherum von Wasser umgeben war.
Auf der Campsite lag frischer Elefantendung. Für uns war sofort klar, dass wir auch hier nicht bleiben würden. Zum einen würden uns die Mücken am Abend auffressen und zum anderen haben wir glücklicherweise etwas über Fluchtwege und die Auswahl von Plätzen gelernt. Wir erkannten sofort, dass ein Elefant, der auf die Campsite käme, um zu trinken genauso wenig Wege hinaus hätte wie wir. Fluchtrouten gäbe es für uns beide keine und somit würde diese Begegnung in einer Konfrontation enden.
Der Fluss ist fantastisch
Dieser Ort ist wunderbar geeignet für ein Picknick am Mittag aber nicht als Übernachtungsort. Wir studierten die Parkkarte und entschlossen uns, nach Chitove zu fahren und uns diese Campsite, die ebenfalls direkt am Fluss liegen sollte, anzuschauen. Nach einer weiteren abenteuerlichen Zufahrt erreichten wir die Campsite gegen Mittag und uns gefiel sehr, was wir vorfanden. In unmittelbarer Nähe befand sich ein Hippo-Pool mit dicken Felsen und garniert mit grossen Krokodilen. Die Campsite bot Schatten und einen tollen Ausblick auf den Fluss.
Am Nachmittag zogen Wolken auf und es begann in einiger Entfernung zu grummeln und zu donnern. Wir waren hin- und hergerissen. Sollten wir aufbrechen und umkehren oder konnten wir bleiben? Plötzlich tauchte ein Parkfahrzeug auf und wir sahen vier Ranger durch den Fluss waten. Da bemerkten wir, dass unweit unseres Campingplatzes eine Furt war und der Weg durch Stecken im Flussbett markiert wurde. Die Ranger überprüften die Tiefe (Knöchel bis maximal knietief) und machten sich dann auf den Rückweg. Sonja war der Ansicht, dass es schon nicht regnen würde und wenn, dann nur ganz kurz, sodass sie gerne bleiben wollte.
Die Welt geht unter
Angesichts der räumlich nahen Möglichkeit der Flussquerung stimmte Guido zu. Kaum setzten wir uns auf die Felsen zu den Hippos, um den Sundowner zu geniessen, begann es zu tröpfeln. Aus dem Tröpfeln wurde ein handfestes Unwetter, was uns drei Stunden schweren Dauerregens mit unzähligen Blitzen und Donner bescherte. Am nächsten Morgen sahen wir die Ranger zurückkehren. Dieses Mal begannen sie durch knietiefes Wasser zu waten und endeten in hüfttiefem Wasser.
Für Sonja war damit klar, dass diese Durchfahrt nicht mehr in Betracht kam. Alle Versuche von Guido, sie zu überzeugen, dass dort trotz des Pegelanstiegs eine wirklich sichere Durchfahrt möglich sei, scheiterten. Sonja wollte unbedingt den Weg zurückfahren und die Stelle zur Querung nutzen, die wir auf dem Hinweg nutzen.
Das Drama nahm seinen Lauf
Der Regen hat beeindruckende Veränderungen herbeigeführt. So waren Wege plötzlich weggespült bzw. es öffneten sich mehrere Meter lange Risse im Boden. An anderen Stellen bildeten sich gigantische Matschflächen, die wir ohne Diskussion ausliessen und den Weg zurückfuhren, um Alternativen zu finden (an der Stelle danke an die Erfahrung in der Zentralkalahari *g). Der Trockenfluss, wo wir auf der Hinfahrt die ca. 50 cm hohe Kante überwinden mussten und der ausschliesslich aus tiefem Sand bestand, beherbergte nun in seiner Mitte einen Baum von etwa 7 bis 9 Meter Länge und das Flussbett war gefüllt mit Schlamm.
Die Kante war auf etwa 10 cm Höhe geschrumpft. An der Stelle musste auch Guido schlucken denn es war klar, dass wir da irgendwie durch mussten. Er wanderte umher und inspizierte die Umgebung auf der Suche nach einer Furt, die Bedingungen bot, die machbar waren und nach einigen Minuten hatte er einen Plan. Wir liessen den Reifendruck auf 1.5 bar ab und er ging den gesamten Weg zu Fuss ab, sodass Sonja den Plan einschätzen konnte und Vertrauen fasste.
Wir finden den geeigneten Weg
Sie dirigierte Guido offroad durch die Bäume, den steilen Hang hinab bis ins Flussbett. Der Plan ging auf. Wir kamen sicher auf die andere Seite und von dort war es dann kein Problem mehr bis zum Fluss. Wir querten den Fluss an derselben Stelle wie auf dem Hinweg. Es war unangenehm, da die Strömung sich verstärkte und der Pegel um geschätzte 10 cm zugelegt hatte, aber es war gut und ohne Vorkomnisse machbar. Auf dem Hinweg haben wir vom Fluss bis zur obersten Campsite etwa zwei Stunden benötigt.
Der Rückweg von der letzten Übernachtungsstelle (etwa 45 Minuten von der ersten Campsite entfernt gelegen) bis zur Flussquerung dauerte nun viereinhalb Stunden. Wir waren wirklich erschöpft und kamen ziemlich genau um 12:00 Uhr an der Rezeption an. Guido erkundigte sich beim anwesenden Ranger, was er sich dabei gedacht hatte. Wir erfuhren, dass am Tage unserer Rückkehr das allererste Mal in der Saison jemand auf dem Weg in den Norden war, um die Region zu inspizieren! Sie haben uns tatsächlich Campsites verkauft, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wie es dort aussieht und welche Schäden es gibt. Sonja und Guido waren die Ersten überhaupt, die nach der Regenzeit diese Gegend befahren haben. So etwas gibt’s nur in Afrika!
Wir erholen uns vor der Weiterfahrt
Wir fuhren wieder zu der Campsite nahe dem Eingang, wo die Elefanten so gerne im Wasser rauften und entspannten uns für den Rest des Tages. Am Ende sind diese Erlebnisse ins Gehirn eingebrannt und diese Geschichte werden wir nie mehr vergessen. Der Gonarezhou NP ist nun tief in uns verankert.
Am nächsten Morgen verliessen wir den Park und machten uns nach einem kurzen Tankstopp in Chiredzi auf nach Masvingo. Dort checkten wir bei Norma Jeane’s nahe der Ruinen von „Great Zimbabwe“ ein. Wir beschlossen hier für zwei Tage zu bleiben, heisse Duschen, Strom und Internet zu geniessen, diesen Bericht zu schreiben und dann ausgeruht weiterhin dieses wunderbare und teilweise wilde Simbabwe zu erkunden.