Kalahari – wir kommen!
Trotz einer sehr lauten Nacht in Ghanzi waren wir einigermassen ausgeruht und brachen am frühen Morgen auf. Nach einer etwa zweistündigen Anfahrt durch Tiefsand sind wir in der Kalahari anzukommen. Entgegen den Prognosen im Reiseführer war der Zustand der Strasse ein Traum – sofern man das bei einer einfachen Piste so sagen kann. Der Tiefsand war durch den gelegentlichen Regen der vergangenen Zeit gut komprimiert. Die Pisten liessen sich aus unserer Sicht einfach befahren. Wir konnten die gesamte Strecke ohne 4×4 bewältigen.
Wir lieben übrigens den Land Cruiser für seine Fahreigenschaften. Dieses Auto kann bereits sehr, sehr viel im 4×2-Modus. Wir mussten während der gesamten bisherigen Reise kaum den 4×4-Modus nutzen – und wenn dann nur 4Hi (ohne Untersetzung). Die Anfahrt zum Xade-Gate erfolgte insgesamt eine Stunde schneller als erwartet und so cruisten wir entspannt durch eine 72 km lange triste Tiefsandpiste, die von recht hohen Büschen links und rechts gesäumt war. Das Auto hatte einige Kratzer mehr im Lack als wir an unserer ersten Destination, der Piper Pan, ankamen.
Matsch in der Piper Pan
Wir begutachteten die Campsite, die mitten im Nirgendwo lag. Nach einer kurzen Inspektion machten wir uns dann auf, die im Umkreis liegenden Pfannen zu erkunden. Insgesamt gibt es drei Pfannen unterschiedlicher Grösse, die man jeweils umrunden kann. Es war an unserem Ankunftstag sehr ruhig und so sahen wir ausser einigen Oryx-Antilopen und einer Gruppe Strausse keine weiteren Tiere. Eine kleinere Pan gab es noch zu erkunden bevor wir auf die Campsite zurückkehren wollten. Der Zufahrtsweg führte Wasser und der Track sah matschig aus. Guido fuhr langsam hinein und bemerkte, dass es rutschig wurde. Anstatt nun umzukehren und die Pan auszulassen, setzte er zurück und war der Meinung es mit Schwung hindurch zu schaffen.
Sonja widersprach, aber Guido hörte nicht und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Mit Anlauf und im 4×4 fuhren wir in den Track und nach etwa 5-6 Metern ging nichts mehr. Alle Versuche schlugen fehl und Guido feierte Jubiläum: Das erste Mal hatte er sich festgefahren. Das die Aktion überflüssig war, brauchen wir nicht extra zu erwähnen. 90 Minuten später waren wir wieder frei. Das Auto war eingesaut, Guido war eingesaut und die Sandbleche waren eingesaut. Der Air Jack war eingesaut und Sonja war leicht eingesaut. Aus eigener Kraft, in ziemlich gutem Teamwork, haben wir uns durch die komplette Schlammpassage gewühlt. Wir konnten gerade noch in der Dämmerung zur Campsite zurückkehren.
Es dauerte mehr als einen Tag, um alles zu säubern und im Auto zu verstauen. Tonerde klebt unheimlich und muss wirklich durchtrocknen damit man sie gut entfernen kann. Am nächsten Morgen trafen wir auf ein Auto und lernten ein nettes Paar kennen. Sie hatten das Vergnügen, zwei Gepardenbrüder in einer Nachbarpfanne zu sehen und einige Stunden mit ihnen zu verbringen. Da einer der beiden Geparde verletzt war, und die Pfanne an der wir nun standen eine grosse Herde (>300) Springböcke beherbergte, hegten wir die Zuversicht, dass sie noch in der Nähe sein könnten.
Ob unsere Theorie stimmte oder nicht können wir nicht sagen: Wir haben sie nicht gesehen, was nicht heissen muss, dass sie nicht da waren. Einmal mehr zeigt sich, dass es bei Sichtungen auf Game Drives immer darauf ankommt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Du weisst nie, was du siehst – das kann frustrieren, ist aber auf jeden Fall immer spannend. Wir sahen bis dahin zwar keine Geparden, hatten aber das grosse Glück, mitten am Tag plötzlich Löffelhunde in der Pfanne zu entdecken. In Mashatu entdeckten wir einen Bau und wir hätten diese knuffigen Tiere mit den riesigen Ohren so gerne gesehen. Dort blieb es uns verwehrt. Hier nun, sahen wir sie an drei aufeinanderfolgenden Game Drives immer und immer wieder.
Geier kreisen
In der Regenzeit ist die Kalahari nicht ohne. Bei unserer Fahrt in den Norden des Game Reserves gab es so manche Stelle, an der es mit der Durchfahrt eng wurde. Hätte es an einem der Tage noch ein wenig weiter geregnet, hätten wir vermutlich warten müssen, bis es etwas abtrocknet. Der Matsch, der sich schnell bildet, hat es in sich und ist glitschig wie Seifenlauge. Durch einige knifflige Passagen kamen wir gut durch und plötzlich sahen wir abseits der Strasse in einiger Entfernung einige Geier kreisen. Für Thermikflüge waren sie deutlich zu tief – zumal die Anzahl wechselte und die Gruppe einen engen Radius flog. Wir waren ziemlich sicher, dass es sich um einen Kill handelte.
Hinfahren konnten wir leider nicht, denn Offroad fahren, ist im Park nicht gestattet. So begnügten wir uns mit unserer Vermutung und hofften, irgendwo die unserer Vorstellung zugehörigen Katzen zu entdecken. Knapp 500 m später sahen wir dann siebe satte und vollgefressene Löwen unter drei Bäumen liegen. Ein stattlicher schwarzmähniger Löwe, vier Löwinnen und zwei Teenager. Na, da hatten wir ja ein Riesenglück. Wir nutzten die Gelegenheit und beobachteten sie eine Weile. Unsere Campsite für den Tag war nur knapp 3 km entfernt und wir beschlossen, die heisse Zeit des Tages unter der Markise im Schatten zu verbringen und am Nachmittag wiederzukommen.
Wir gingen fest davon aus, dass die Gruppe dann noch da sein würde. Wir sollten recht behalten und als wir am späten Nachmittag wiederkamen, lagen alle sieben noch in unmittelbarer Nähe. Die beiden Teenies rauften und untersuchten neugierig unser Auto – inkl. einer Beissprobe in die Stossstange. Der Boss machte sich auf und markierte sein Territorium – wir begleiteten ihn natürlich und als wir wiederkamen, zog ein Gewitter auf. Leider ist uns keine Aufnahme gelungen auf denen der Blitz im Bild zu sehen ist. Wir hatten viel Spass mit den Löwen und vor der Dunkelheit zogen wir dann noch weiter und sahen zum Abschluss noch zwei kämpfende Oryx-Bullen. Was für ein Tag – so konnte es gerne weitergehen.
Wir erkunden den Park nordwärts
Glücklicherweise regnete es in der Nacht nur kurz und sehr wenig, sodass der Strassenzustand unverändert war. Am nächsten Morgen fuhren wir über das bekannte Deception Valley zur Sunday Pan und blieben für zwei Tage in der Region. Die Game-Drives waren zäh. Zum einen erforderten die Wege alle Aufmerksamkeit und zum anderen war das der Preis, wenn man zur Regenzeit reist. Die Wildtiere finden überall Wasser und Futter gibt es im Überfluss. Zudem sind die Büsche und Bäume dicht bewachsen und das Gras ist sehr hoch. Das sind alles Faktoren, die die Sichtungen erschweren. Wir waren uns dessen bewusst als wir die Reisezeit wählten und nehmen diese Nachteile in Kauf – auch wenn es nervt, wenn es passiert 😉 Der grösste Vorteil dieser Zeit ist die absolute Ruhe. Zu dieser Jahreszeit reisen sehr wenige Menschen und es ist überall leer und einsam. Zudem gibt es unzählige Jungtiere zu bestaunen!
‚Guete Morge‘
Am letzten Tag, bei unserem Game-Drive am Morgen, trafen wir eine Schweizer Familie aus Dachsen. Das ist etwa 15 Autominuten von uns zu Hause entfernt. Sie befanden sich auf einer 2,5-jährigen Tour durch Afrika. Das Gesicht war der Hammer, als Guido auf ihr „good morning“ auf ‚Mundart‘ antwortete (ihr Kennzeichen hat sie natürlich verraten). Wir hatten es lustig und haben viel geredet. Die Drei sind durch Zufall in der Kalahari gelandet und haben sich für zwei Nächte eingebucht.
Nach einem intensiven Plausch und dem Austausch der Kontaktdaten, haben wir sie kurze Zeit später beim Game Drive wiedergesehen, als wir gemeinsam einen Geparden beobachteten. Das nennen wir mal einen Einstand! Am Morgen der Abreise haben wir noch zwei männliche Löwen beim faulen Sonnenbad im Deception Valley gesehen, bevor wir dann den Park für die nächsten acht Nächte verlassen haben. Die nächsten Etappen sind die Makgadikgadi und die Nxai Pan und dann kehren wir zurück und hoffen darauf, dass es nicht weiter regnet und wir dann in der Lage sind, die Deception Pan zu befahren.