Über Masvingo zum Gonarezhou National Park

Die Frage, ob wir den Gonarezhou National Park besuchen sollten oder nicht, stellte sich nicht wirklich. Auch wenn dieser Park uns einen bedeutenden Umweg abverlangte, stand doch zu jeder Zeit für uns fest, dass wir dort einige Tage verbringen wollten.  Der Weg führte uns von Bulawayo zunächst nach Masvingo zum Lake Kyle. Von dort ging es dann nach Chiredzi und somit zum Park. In Bulawayo besuchten wir unseren Landsmann Kurt Haas, den Eigentümer der Parrot Lodge. Er ist vor 27 Jahren mit seiner grossen Liebe Heidi nach Simbabwe ausgewandert. Wir verbrachten einen sehr angenehmen Nachmittag bei Kurt und freuten uns sehr über seine Gastfreundschaft. Er wirkte auf uns ausgeglichen und zufrieden und er geniesst das Leben in Simbabwe nach wie vor. 

Wir schauen uns an, wie Courteney Boots hergestellt werden

An einem anderen Tag besuchten wir die Fabrik der Courteney Boots, den wahrscheinlich bequemsten Schuhen, die in Simbabwe produziert und in alle Welt exportiert werden. Diese Boots haben wir uns 2018 in England gekauft und haben es nie bereut. Wir sind damit über Stock und Stein, durch Matschpfützen und durch Sand gelaufen und die Schuhe sind auch nach vier Jahren noch in einem tadellosen Zustand. Courteney bietet auch einen Reparaturservice an. Als wir dort waren, sahen wir Schuhe eines Kunden aus England, der seine Courteneys von 2006(!) neu besohlen liess.

Die Sohlen dieser Schuhe werden aus Autoreifen in einem sehr spannenden Verfahren hergestellt. Sie sind damit nicht nur sehr langlebig, sondern bieten auch einen extrem guten Grip, was im Gelände, besonders auf Felsen, von grosser Bedeutung sein kann. Sämtliche Schuhe werden in Handarbeit von etwa 30 Mitarbeitern hergestellt. Es war sehr spannend, eine Führung durch die Produktion zu erhalten und wir hatten grosse Freude. 

Von Bulawayo zum Lake Kyle

Da uns die etwa 700 km lange Strecke nonstop deutlich zu lang war, beschlossen wir, in Masvingo bei Norma Jeane’s einen Zwischenstopp einzulegen. Wir haben uns dort 2019 sehr wohlgefühlt. In Masvingo angekommen, stellten wir fest, dass das Resort einen neuen Eigentümer hatte. Der Name lautete nun Clevers Lakeview Resort. Wir buchten uns ein, relaxten und waren mit zwei anderen Schweizer Paaren die einzigen Campinggäste. Während unseres Aufenthaltes fanden mehrere Tagungen statt. Die teilnehmenden Damen hatten soviel Freude an Sonja, dass diese, nachdem das Eis gebrochen war, für diverse Selfies und Gruppenfotos herhalten musste. Es wurde gegackert und gelacht und alle hatten eine grosse Freude.  

Ein Besuch des Lake Kyle Recreational Parks

Ein Game-Drive im Lake Kyle Recreational Park verlief unspektakulär. Die etwa 60 km lange Zufahrt dorthin hatte es allerdings in sich. Zunächst fuhren wir über die Staumauer des Sees und waren von der umgebenden Natur sehr beeindruckt. Dann führte uns der Weg etwa 40 km durch sehr ländliches Gebiet mit vielen kleinen Dörfern. Aufgrund der frühen Zeit trafen wir auf mehrere hundert Schulkinder entlang unseres Weges. Wir kamen vor lauter Winken und Lachen zu nichts anderem mehr. Wann immer die Menschen das Motorengeräusch hörten und sich umsahen, blitzten kurz darauf weisse Zähne auf, es wurde gelacht und gegrüsst, gerufen und/oder wild gewunken. Das war etwas, dass die Menschen hier einte. Vom kleinen Schulkind bis zur Seniorin auf dem Feld verhielten sich alle sehr ähnlich. Die innere Freude ist echt und real. Wir sollten das später noch öfter erleben.

Die Chilojo Cliffs – DER Ort im Gonarezhou National Park

Am nächsten Morgen bereiteten wir entspannt unsere Abfahrt vor und reisten gemütlich nach Chiredzi. Dort tankten wir den Wagen nochmals auf und fuhren durch das Gebiet des Malilangwe Trust zur Rezeption des Gonarezhou National Park. Auch wenn der von uns favorisierte Platz an den Chilojo Cliffs, Campsite 2, nicht verfügbar war, waren wir froh, mit der Campsite 1 dennoch einen Platz an den Cliffs ergattern zu können. Unsere (Pseudo-)Vorbehalte gegenüber der Campsite sollten sich noch als haltlos erweisen. Aus unserer Erfahrung macht es keinen Sinn in diesem Park Stunden umherzufahren.

Wir nahmen es gemütlich und verfolgten die Absicht, für zwei Nächte und die entsprechenden Tage, auf der Campsite am Ufer des Runde zu sitzen und gespannt zu verfolgen, was passieren würde. Elefantenbesuch – zumindest im Flussbett – hatten wir dabei fest eingeplant. Danach buchten wir eine Nacht in der Runde Gorge Campsite. Diese war uns vollkommen unbekannt und wir waren gespannt, was uns dort erwarten würde. 

Elefantöse Ereignisse

Der Runde führte nach wie vor Wasser und diente damit sehr vielen Tieren als Wasserquelle. Die Regenzeit stand nun kurz bevor und deshalb war es für uns nicht verwunderlich, dass wir den Tag über viele Antilopen und Elefanten im Flussbett beobachten konnten. Während die Antilopen sich eher gerne auf der gegenüberliegenden Seite des Flussbettes aufhielten, wanderten die Elefantenherden von einer Seite zur anderen. Es überraschte uns nicht, dass einige dieser grauen Riesen auch die Büsche unserer Campsite inspizierten und wir so in den Genuss von Elefanten im Camp kamen.

Am letzten Abend sassen wir neben dem Auto, als Guido über die Motorhaube hinweg einen Rüssel entdeckte, der langgestreckt versuchte, die Zweige des benachbarten Baums zu erreichen. Vollkommen leise hatte sich der Elefant angepirscht und stand inzwischen etwa 10 Meter neben uns gemütlich am Baum. Dafür waren wir gekommen und diese Begegnungen liessen unser Herz auch dieses Mal wieder höher schlagen. Wie immer erlebten wir diese Zeit in friedlicher Koexistenz, geprägt von Respekt und Anstand. 

Ruhe und Tiefenentspannung am Flussufer

Zufrieden und glücklich verliessen wir die Chilojo Cliffs am nächsten Morgen und fuhren über einen kleinen Umweg zu unserer letzten Campsite, dem Runde Gorge. Dort angekommen, bot sich uns eine kleine Erhebung, mit Zugang und Blick zu einer Flussführung, die geprägt war von Felsen. Kleinere Stromschnellen unterbrachen den ruhigen Fluss, sorgten aber dafür, dass sich in diesem Abschnitt weder Hippos noch Krokodile wohlfühlten. Am Nachmittag sassen wir unter einem grossen Baum und schauten gedankenverloren den Flusslauf hinab, während das Plätschern des Flusses, das nur durch die Schreie der Seeadler unterbrochen wurde, sich anhörte wie die Begleitmusik einer Meditation. Der Ort war fantastisch! Einige wenige Kudus liessen sich am gegenüberliegenden Hang blicken – ansonsten waren wir alleine. 

Am Runde sind die Büffel los

Der nächste Morgen brach an, wir waren gerade beim zweiten Kaffee und Tee, als wortwörtlich plötzlich die Erde bebte und auf der gegenüberliegenden Seite eine Büffelherde um die Ecke galoppierte. Wir haben sie nicht gezählt, aber es waren mehrere hundert Tiere, die sich kraftvoll und unter lautem Getöse den Weg zum Wasser bahnten. War das wirklich passiert? Eine solch grosse Herde haben wir überhaupt erst einmal gesehen, seit wir Afrika bereisen. Das war schätzungsweise 2013 in Sabi Sands, Südafrika. Diese Herde im Gonarezhou National Park zeigte zusätzlich noch die Kraft und die Dynamik, die diese Tiere auszeichnet. Wir waren beeindruckt und dankbar. Was für ein toller Abschluss, bevor wir den Gonarezhou glücklich verliessen und unseren Weg in die Eastern Highlands, einem für uns unbekannten Bereich Simbabwes, suchten.

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